Milch, Mohn, Minze und Marzipan heißen die Episoden in „Schnittbild“ von Anna Felnhofer. Der Roman ist auf der Shortlist für den Österreichischen Debütpreis 2021. Zu Recht meinen wir in der Rezension auf LiteraTüren.

M wie Muster

Anna Felnhofer entscheidet sich bei ihrem Debüt für einen Episodenroman. In vier Geschichten, die auch für sich allein stehen können, erzählt sie uns kurze Ausschnitte aus dem Leben von Fabjan, Rahel, Erik und der Therapeutin, die zugleich die Verbindung aller Episoden und die Protagonistin der letzten Geschichte ist.

Wer tiefer schürft, wird weitere Verbindungen zwischen den Protagonisten feststellen. Es sind psychische Störungen und Verhaltensauffälligkeiten, die sie einen. So lässt sich im „Schnittbild“ mehr als ein Muster erkennen.

Sind wir nicht alle …

In der ersten Episode Milch verlässt Lena den Lehrer Fabjan, der eine Schwäche für Schulmädchen hat. Lenas entfesselnde Sex-Spiele, wie Käsereibe am Hoden oder urinieren ins Gesicht, ängstigen und traumatisieren Fabjan, der letztlich die Therapeutin aufsucht.

Ähnlich vielgestaltig sind die Probleme von Rahel in Mohn und Erik in Minze. Die letzte Episode Marzipan handelt von der Therapeutin selbst, die seit fünf Nächten nicht schlafen kann.

Vielgestaltige Probleme in verschachtelten Absätzen

So vielgestaltig die Probleme und die Figuren selbst, so vielgestaltig ist das Buch. Es zeigt die Problematik der Heilungsversuche psychologischer Störungen und Krankheiten ebenso wie die Unfähigkeit, Menschen mit diesen Krankheiten erfolgreich in die Gesellschaft zu integrieren.

Um dies zu zeigen, bedient sich Felnhofer einer schnöd-bildhaften Sprache, die keinesfalls den Fehler macht, zu romantisieren. In ihrer Einfachheit und Klarheit findet sie den passenden Ton, um zu beweisen, dass es keine einfache Antwort gibt.

Den Roman erhalten Sie hier beim Verlag.

Anna Felnhofer: Schnittbild

Episodenroman

Luftschacht Verlag 2021

336 Seiten