31. Mai 2022 - Novelle Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Nicht weit von Saint-Lourant liegt das Dörfchen Ardinoschou. Hierhin entführt uns Benito Wogatzki mit der französischen Novelle „Unter der Sonne von Saint-Tropez“.
Ein Dorf wie eine Schafherde
Wir befinden uns in der Provence, genauer in Ardinoschou. Man vermeint die Stille zu erahnen, das träge Schweigen, das diesen Ort umgibt. Dieses Gefühl führt so weit das der Dorfpolizist Jérôme Laskar beim Fahnenzeremoniell zusammenbricht. Die Ursachen sind vielfältig: Auf jeden Fall könnte notorische Trunkenheit und eine stoische Lethargie eine Rolle gespielt haben.
Die Dienstpistole hatte man ihm schon genommen. Jetzt droht die Entlassung aus dem ruhmreichen und ehrenwerten Posten. Schon gibt es die ersten Gerüchte.
Boule-Kugel Diebstahl
Seine (vorläufige) Rettung ist ein unerhörter Diebstahl. Zum Einen, weil Diebstähle in Ardinoschou einfach nicht vorkommen und zum Anderen sind ausgerechnet die Boule-Kugel verschwunden, die doch während des jährlichen Pétanque-Wettbewerbs benötigt werden.
Dorfpolizist Laskar jedenfalls hat eine Aufgabe und die geht er mit der gleichen Lethargie und Ruhe an, die ihn nun einmal auszeichnen. Er legt sich nachts auf dem Dorfplatz auf die Lauer und glaubt einen Verdächtigen erwischt zu haben.
Grandiose Beobachtungsgabe
Es ist die letzte Novelle des 2016 verstorbenen Autors Wogatzki. Sie entbehrt nicht jener Kraft und feinen Beobachtungsgabe, die die Werke des Deutschen, der seine letzte Heimat in Südfrankreich fand, auszeichnen. In ihren Taten (und Nichttaten) zeichnet er ein wundervolles, sprachlich feines wie humorvolles, Bild der Provence und seiner Menschen.
Benito Wogatzki: Unter der Sonne von Saint-Tropez
Faber & Faber 2021