05. Februar 2023 - Briefroman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Angesichts des Todes redet man vorrangig über das Leben. Daniel de Roulet tut dies in „Brief an meinen Vater“ zum Freitod der Mutter.
Freitod
Der Autor schreibt einen, eigentlich mehrere, Brief an den verstorbenen Vater. Es ist seine Art mit dem beabsichtigten Freitod der Mutter umzugehen.
Es sind die letzten Tage im Leben der 97jährigen Frau. Eine starke Frau mit einem festen Willen. Der geplante Freitod ist in der Schweiz erlaubt.
Zeit zum Erinnern
Durch den „planbaren Tod“ bleibt dem Autor die Gelegenheit, über das Leben der Eltern nachzudenken und es aufzuschreiben. Eine Art der Unsterblichkeit, vielleicht nicht die schlechteste.
Er verknüpft die Rückblenden mit dem Zeitgeschehen, in das die Eltern wie wir alle hineingeboren wurden. Verknüpfungen gibt es aber auch mit dem eigenen Leben. Natürlich kommt bei einem Vater, der Pfarrer war, die Religion oder besser, die Lebenseinstellung zu religiösen und philosophischen Themen, nicht zu kurz. So rücken anlässlich des Todes der Mutter zugleich der Vater und der Autor in den Fokus.
Vergänglichkeit
Daniel de Roulet lässt uns teilhaben am Verlust der Eltern, der nicht schmerzlich oder sentimental ausfällt. Dieser Briefroman versucht, weitgehend, Gefühle nicht zu emotional zu schildern. So liest sich der Brief zuweilen wie eine Erzählung.
Auch wenn „Brief an meinen Vater“ zuvorderst ein persönliches Buch ist, ist es Anlass, über die eigenen Vergänglichkeit nachzudenken (und das, was man hinterlässt).
Daniel de Roulet: Brief an meinen Vater
Aus dem Französischen von Maria Hoffmann-Dartevelle
Limmat Verlag 2022