Felicity Ward: Sag mir, wer ich bin

22. März 2022 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)

Felicity Ward erzählt ein Drama vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung französisch- und englischsprachiger KanadierInnen. Hauptthema von „Sag mir, wer ich bin“ sind jedoch die Langzeitfolgen einer Vergewaltigung.

 

Eine Geschichte soll nicht mit einem Vorwort belastet werden

 

Dieses Zitat stammt von Hugh MacLennan und ist so wahr. Protagonistin Sally erwacht in einem Krankenhaus. Sie ist schwer verletzt. Die Kanadierin befindet sich in Paris und war das Opfer einer versuchten Vergewaltigung.

 

Ihre schweren Verletzungen heilen; nicht aber die Verletzungen in ihrer Seele. Die Eltern von Sally sind in dieser Hinsicht nicht hilfreich. Sally hat das Gefühl, ihr Vater halte sie für verdorben und schmutzig.

 

Eine Frage der Schuld?

 

Immer wieder fragt sie sich, ob sie nicht Schuld habe, etwas getan habe, was ihn provozierte. Ihr tägliches Leben ist nun gekennzeichnet von einer tief sitzenden Furcht.

 

Sally befindet sich wieder in Montreal vor dem Hintergrund der Gegensätze zwischen den französisch- und englischsprachigen Menschen in Kanada, die sich 1968 auf dem Höhepunkt befanden. Und wieder kreisen Sallys Gedanken um die Frage der Schuld. Sie musste Verletzlichkeit und Hilflosigkeit ausgestrahlt haben.

 

Der gesichtslose Täter

 

Sally entwirft ein ausgeklügeltes Selbstverteidigungssystem und dreht sich doch im Kreis. Und der Täter bleibt gesichtslos. Oder vielleicht doch nicht? Was, wenn der Täter ein Gesicht bekommt?

 

Die Autorin erzählt uns von den Folgen der versuchten Vergewaltigung, von den Ängsten und Zwängen, die sich bei Sally bilden, denen sie sich stellen muss, von dem ganz anderen Leben, das sie von nun an führen muss. Und immer wieder geht es um Schuld. Die Perspektive in der dritten Person Singular hält uns auf der erforderlichen Distanz, offenbart Ängste, Zwänge von einer reinen Sichtweise, die umso bedrückender wirkt.

 

Felicity Wards „Sag mir, wer ich bin“ ist ein Roman, der seine Eindringlichkeit Seite für Seite entfaltet. Er beschäftigt sich mit einer Ausführlichkeit mit den Folgen, die Opfer sexuellen Missbrauchs ein Leben lang spüren müssen. Das macht ihn so wertvoll und lässt uns betroffen-nachdenklich zurück.

 

Felicity Ward: Sag mir, wer ich bin

Aus dem Englischen von Sabine Leopold

 

Europa Verlag 2021

*

Kommentare: 0
Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.

LiteraTüren

literatueren@gmail.com


Ich weise nach § 2 Nr. 5 TMG auf Werbung hin: In meinen Beiträgen finden sich Links zu Verlagen, Autoren, literarischen Agenturen, sowie zu Büchern auf Verkaufsplattformen oder der Webseite des jeweiligen Verlags bzw. Autors. Andere Links werden jeweils im Beitrag gekennzeichnet.

Die mit * gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Kommt über einen solchen Link ein Kauf zustande, werde ich mit einer Provision beteiligt. Für Sie entstehen keine Mehrkosten. Wo, wann und wie Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen. 

Professioneller Leser 10 Rezensionen Rezensionen veröffentlicht