Fiona Mozley: Elmet

2. Dezember 2020 - Roman (Werbung Rezensionsexemplar)

Elmet, so erfahren wir am Anfang des Romans, war das letzte unabhängige Königreich der Kelten in England. Es befand sich im Tal von York. In den vereisten Mooren, in diesem Ödland, versteckten sich noch bis in das 17. Jahrhundert Gesetzesflüchtige.

 

Fiona Mozleys Debütroman spielt in dieser Gegend, jedoch in der Gegenwart. Der Ich-Erzähler Daniel, sein Vater und die Schwester Cathy bauen sich hier, im Land des ehemaligen Königreichs Elmet, mit eigenen Händen ein Haus.

 

Daniel erzählt uns die Geschichte abwechselnd in kurzen Sequenzen aus der Gegenwart, aus denen er in die Vergangenheit zurückblickt. Mozleys kurzweiliger Erzählstil verhindert, dass die Leserin/der Leser durch die Zeitsprünge aus dem Lesefluss gerissen werden. Ein gutes Beispiel, wie Rückblenden literarisch opportun gestaltet werden können. Das literarische Wagnis gelingt auch, weil sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart wie zwei, zwar miteinander verbundene, eigene Handlungsstränge funktionieren.

 

Daniel erinnert sich an die Mutter, die nur zeitweise bei ihnen war und wenn, dann nur schlief, an die Grandma Morley, die sich liebevoll um die Kinder kümmert und doch mit dem Geist zuweilen ganz woanders war. Und an den Vater, der Geld mit illegalen Faustkämpfen verdiente. Bis zu dem Tag, an dem der Grundbesitzer des Stückchen Landes, auf dem Vater, Cathy und Daniel ihr Haus errichtet haben, sie heimsucht.

 

An dieser Stelle endet das idyllische Leben der Familie. Wobei die Idylle dieser Familie unseren allgemeinen Vorstellungen nicht gerecht wird. John, Cathy und Daniel definieren ihr Glück aus einer anderen Sichtweise als der Großteil der Gesellschaft. Die Kinder gehen nicht in die Schule, der Vater nicht einer geregelten Arbeit nach. Ihre Werte sind andere und so kann man sie in Bezug auf das Königreich Elmet als Gesellschaftsflüchtlinge betrachten, die hier im Ödland Zuflucht suchen und nicht minder glücklich sind als „normale“ Menschen.

 

Fiona Mozley legt mit „Elmet“ glücklicherweise ihr Debüt vor, denn der Roman enthält sprachliche Schätze. Er überzeugt durch abwechslungsreiche pointierte Wortwahl, durch herrlich überraschende Vergleiche und Bilder, durch eine teilweise lyrisch, lakonische Sprache, die auch in der Übersetzung nichts von ihrem spröden Charme verliert. Mehr als einmal lesenswert!

 

Den Roman gibt es hier.

 

Fiona Mozley: Elmet.
btb, November 2020.
320 Seiten, Taschenbuch

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