06. Februar 2022 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Bücher verbinden Gegenwart und Vergangenheit. Über ein solches Buch, Armenien, Familie und natürlich Löwen erzählt Katerina Poladjan in „Hier sind Löwen“.
Restauration einer Familiengeschichte
Helen ist Restauratorin und für einige Zeit in Jerewan, um hier alte Bücher zu restaurieren. Eine alte Familienbibel gerät der Ich-Erzählerin in die Hände. Am Rand notiert findet sie die Geschichte der Familie, die dieses Buch einst besaß.
Helen ist von der Familiengeschichte ebenso fasziniert wie von dem alten Buch. Und nicht weniger von dem Land, in dem sie sich befindet und zu dem sie selbst eine verwandtschaftliche Beziehung hegt. Armenien, Kaukasus: Helen geht über „narbiges Pflaster“.
Das Klammern an Gegenstände
In Armenien klammert man sich an Gegenstände wie Bücher und Tassen. Hier hat die Vergangenheit mehr Bedeutung als die Gegenwart. Je länger Helen sich in Armenien aufhält, umso mehr geht ihr die Mentalität dieser Menschen über.
Kein Wunder, denn die armenischen Spuren in ihren Genen lassen sich nicht leugnen. Die armenischen Handschriften werden zum Teil ihrer Familie. Die Gespräche mit dem Freund in Deutschland sparsamer.
Überraschend literarisch politisch
Armenien ist vielleicht ebenso unbekannt wie faszinierend. Katerina Poladjan nimmt uns mit in diese wunderbare, melancholisch-fröhliche Welt. Sie definiert mit „Hier sind Löwen“ das Verhältnis zu Familie, Vergangenheit und Leben neu. Aber im Fokus steht die Suche, die Suche, die uns ein Leben beschäftigt, die Suche, die uns vielleicht erst am Leben hält.
Katerina Poladjan: Hier sind Löwen
Fischer Verlag 2022