29. Juni 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
"Ach, du bist aber auch blöde“, sagte die Mutter zu Lars, der albernerweise seinen Zivildienst in einer psychiatrischen Anstalt absolviert. Wohin das führen kann, erzählt Martin Lechner in „Der Irrweg“.
Auf der Flucht in die Anstalt
Wirklich albern ist die Wahl von Lars Gehrmann für seinen Zivildienst nicht. Und eigentlich befindet er sich auf der Flucht vor Zuhause. Vor der alkoholkranken Mutter, die an ihm ihre Unzufriedenheit mit dem Leben auslässt. Zur Mutter zurückkehren zu müssen, ist der größte Albtraum für Lars.
Die Anstalt ist auch deshalb passend, weil Lars selbst Symptome einer psychischen Erkrankung zeigt. So fährt er zuweilen samstags Abend heimlich nach Hause, um dort das Bad zu putzen.
Gespenst oder Wirklichkeit
Hilfreich ist die Beschäftigungsstelle Psychiatrische Anstalt für Lars in Wahrheit aber nicht. Weder die verkorksten Leiter Lehm und Rupp können Lars auf den richtigen Weg führen, noch seine Bekanntschaft mit Hedwig, einer jungen Patientin aus der Anstalt.
Schlimmer noch, die Liebesbeziehung mit Letzterer schlägt in ein Eifersuchtsdrama um. Lars, ein willens-, humor- und antriebsloser Mensch, bleibt bei dem Versuch, den längst eingeschlagenen Irrweg zu verlassen, irgendwo zwischen Realität und Wahn stecken.
Ironisch, kurzweilig, adjektivlastig
Lechners Sprache in „Der Irrweg“ steckt voller Ironie und beweist seine Fähigkeit, alltägliche Dinge ihres grauen Alltagskleides zu entledigen und in eine beißende Farbe zu hüllen. Dabei greift der Autor das eine oder andere Mal zu tief in die Kiste mit Adjektiven.
Martin Lechners „Der Irrweg“ ist zugleich amüsant wie niederschmetternd depressiv. Der Roman stellt unterschwellig die Frage, ob sich ein verkorkstes, auf einem Irrweg eingeschlagenes Leben, noch sinnreich ändern lässt.
Den Roman erhalten Sie hier direkt beim Verlag.
Martin Lechner: Der Irrweg
Residenzverlag 2021
271 Seiten, Hardcover