05. November 2022 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Menschliche Beziehungen sind vornehmlich eines: der unberechenbare Grund allen Unglücklichseins. Patrick McGrath liefert uns davon reichlich in „Constance“.
Zwei Perspektiven
Ich-Protagonistin Constance Schuyler Klein heiratet zu Beginn ihres Teils an dem Roman. Schnell wird deutlich, dass dies nicht mehr als die Flucht vor dem Vater ist. Sidney, Constances Ehemann gleicht diesen in mehr als der überstrahlenden Selbsteingenommenheit.
Nun, wir merken recht schnell, dass dieser Roman eher psychologisch unterwegs ist. Neben Constance lernen wir ihre Schwester Iris kennen und in Rückblenden auch die verstorbene Mutter Harriet. Aber Constances Sicht bleibt nicht die einzige in diesem Buch
1970ziger in New York
Sidney erhält auch eine Ich-Perspektive. Sein Buch beginnt mit der Scheidung und dem Kennenlernen von Constance. Ihn interessiert die schmal junge Frau und vor allem möchte Sidney sich daran profilieren, sie zu therapieren.
Bis hierhin ist es eine schöne Gesellschaftsstudie, die McGrath uns präsentiert. Er würzt diese nun mit der einen und anderen Enthüllung, die dazu angetan ist, Dynamik in einen bisher beschaulich dahinplätschernden Roman zu bringen.
Unsympathische Figuren
McGrath beweist, dass es nicht erforderlich ist, sympathische Figuren zu entwerfen, denn das sind weder Constance noch Sidney und im Übrigen auch keiner der anderen Charaktere. Und so bleibt dieser Roman in seinem psychologischen Ansatz stecken.
Menschliche Beziehungen sind von jeher verkorkst und dazu angetan, Unglück zu verursachen. Wer klug ist, hält sich von so etwas fern. Mag sein, dass dies die Quintessenz von „Constance“ ist.
Patrick McGrath: Constance
Aus dem Englischen von Brigitte Walitzek
Oktaven 2021