05. November 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Wenn ein Roman mit einer Todesanzeige beginnt, ist ein Ende bereits präsent. Es kann aber auch heiter heikel werden wie Philipp Moog mit „Anderwelt“ beweist. Amüsiert auf LiteraTüren.
Den Vater zum ersten Mal verlieren
Der Roman beginnt mit einer Sterbeanzeige wie er mit dem Wort „Egal“ endet: Spektakulär. Ist der Titel des Romans Programm für Inhalt und auch Form? Nun, starten wir mit den Fakten: Thomas H. Bethmann ist tot. Und wenn er nicht von den Toten aufersteht, was nicht passiert, befinden wir uns direkt nach der Anzeige im Zeitsprung.
Willentlich witzig beginnt der Roman mit: Es sieht so aus, als würden Neele und Justus zum ersten Mal ihren Vater, T.H., verlieren. Darf man über den (nahenden) Tod lachen und weinen? Mit Moog ja. Und wenn wir schon bei den heiklen Fragen sind: Darf man über Demenz lachen? Aber ja, denn Philipp Moog zeigt uns auch die amüsanten Seiten, ohne dabei ins Ulkige oder gar Unsensible abzugleiten.
Drei Generationen-Erzähler
An Erzählern mangelt es in diesem Roman nicht. Hier kommt jeder in der Familie zu Wort und zwar jeder in der Ich-Perspektive. Gleiches Recht für alle. Wir sind also hautnah dabei, wenn T.H. aus der Hitlerjugend erzählt oder seine Frau Amelie „Mamuschka“ unfreiwillig urkomisch mit einer dementiellen Störung den Alltag bewältigt.
Es ist nicht alles witzig in diesem Roman. „Anderwelt“ bietet ein breites Spektrum an Gefühlen. So viel, wie 70 Jahre bieten können. Jeder in dieser Drei-Generationen-Familie trägt an der Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit.
Anderform
In diesem Roman finden wir immer wieder Prosa, die in eine andere Form als den stereotypen Blogsatz gegossen ist. Doch was will uns Philipp Moog mit „Anderwelt“ sagen? Das herauszufinden ist die Aufgabe jeder Leserin und jedes Lesers. „Anderwelt“ von Philipp Moog ist ein moderner Roman in einer außergewöhnlichen Form, voller Witz und Melancholie, gewürzt mit Ironie und interessanten Einfällen.
Den Roman erhalten Sie hier direkt beim Verlag.
Philipp Moog: Anderwelt
Karl Rauch Verlag 2021
316 Seiten