Menschen ändern sich nicht einfach. Was Hoffnung und Liebe bewirken können, erzählt Sibel Daniel in „Bündnis der Hoffnung“. Mitgereist in Zeit und Raum ist LiteraTüren.

Ende gut, alles gut?

Allein das Ende des Zweiten Weltkrieges bewirkt nicht, dass plötzlich alles gut ist. Nicht nur in dem kleinen Dorf in Süddeutschland, in dem Helenes Töchter Klara und Gertrud leben, haben Nazis weiterhin Rückhalt. Aber es gibt noch mehr Ungemach.

Während Klara an die junge Republik glaubt; sie sinniert sogar über das Grundgesetz, bleibt Gertrud skeptisch. Dazu kommt noch Ferdinand, Klaras Mann, der sich in den Alkohol flüchtet. Außerdem wohnt die Schwiegermutter im Haus. Diese hat zwar keinen Besitz mehr, aber ihre Standesdünkel nicht abgeworfen und drangsaliert vor allem Gertrud.

Flucht nach vorne oder nach Frankreich

So skizziert die Autorin den Sumpf, dem Gertrud nur zu gerne den Rücken kehrt. Als Ziel hat sie sich Frankreich auserkoren. Genauer Paris, denn dort lebt Gilbert, der sie im Teil zuvor beschützt hat. In ihn legt sie all ihre Hoffnungen.

„Bündnis der Hoffnung“ ist die Fortsetzung von Sibel Daniels Trilogie. Die Lektüre des vorherigen Teils kann dem Verständnis zuträglich sein, ist aber keine Bedingung. Was an Daniels Schreibstil auffällt ist die Perspektive.

Auf Abstand

Die Handlung wird von den Protagonistinnen Gertrud und Klara getragen und abwechselnd in ihren Perspektiven erzählt. Daniel wählt die Zeitform Präsens, muss in den gedanklichen Rückblenden aber immer wieder ins Präteritum abschweifen.

„Bündnis der Hoffnung“ erzählt über eine Zeit, die in Deutschland noch immer im Dunkeln liegt. Die Autorin macht darauf aufmerksam, das mit dem Ende des Krieges nicht automatisch der Nationalsozialismus sein Ende fand.

Sibel Daniel: Bündnis der Hoffnung

Tinte und Feder 2021