02. Juli 2021 - Hörbuch Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Der Roman „Krokodile“ von Angie Volk ist der Beweis, das bei einem sehr guten Buch die Handlung von geringer Bedeutung ist. Angie Volk erzählt grandios: präzise, treffend, mit einer unglaublichen Beobachtungsgabe. Da bleibt für das Ende der Rezension kaum noch Steigerungsmöglichkeiten für eine Lobeshymne.
Vertraut und nicht vertraut
Sonia ist 30 Jahre alt und mit Bea im Sommerurlaub. Auf einer Partyinsel, einquartiert bei Rolf und Eva. Im Wasser trifft Sonia Julien, einen etwa 16 Jahre alten Jungen.
Sonia und Bea kennen sich seit ihrer Jugend, sind beste Freundinnen, eng vertraut. Aber in diesem Sommer bemerkt Sonia Unterschiede. Differenzen, die sich zwischen die Freundinnen schieben.
Stille Mädchen denken tief
Während Bea immer extrovertiert war, schweigt Sonia lieber. Sie geht zuerst in sich. Prüft ihre Gedanken, ihre Gefühle, bevor sie redet. Und doch ist sie es, die in diesem Urlaub die verrückten Dinge erlebt.
Bea hingegen bleibt im oberflächlichen Urlaubsalltag kleben, bei Wein, Strand und nichtssagenden Gesprächen. Zusammen mit Gastgeberin Eva, die ihren Träumen nachhängt, während Rolf wie Sonia sie lebt.
Die Handlung verneigt sich vor der Sprache oder Es gibt für jeden eine Schinkenstraße
Die Sprachqualität, die unzweifelhafte Präzision bei allen Sprachbildern, die ungeschminkte, unaufgeregte Ehrlichkeit, das beständige „Ich notiere:“, sind die wahren Schätze in diesem Roman. Da tritt die Handlung ein Stück zurück und verneigt sich vor so viel Können. Das ist unaufgeregt grandios, das ist wohltuend leise perfekt!
Die Besetzung der Sprecherin durch Alexandra Saguma ist nicht weniger gelungen. Man meint, Sonia selbst zu hören. Mehr Lob geht nicht. Das Hörbuch „Krokodile“ von Angie Volk macht einfach nur große Freude und sollte in jedem Schreibratgeber stehen, als Beispiel, wie man perfekte Bücher macht.
Angie Volk: Krokodile
Saga 2021
Gelesen von Alexandra Saguma
Hörbuch