Matthias Jügler: Die Verlassenen

05. Juni 2021 - Hörbuch Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)

Verlassen werden kann auf vielerlei Weise erfolgen. Es gehört zu den Augenblicken, die ein Leben grundlegend verändern. Gleich von mehreren dieser Augenblicke handelt das Hörbuch von Matthias Jügler „Die Verlassenen“.

 

Nachhall der Stasi

 

Der zwölfjährige Johannes wird verlassen. Von seinem Vater, seinem einzig verbliebenen Elternteil, denn die Mutter starb schon vor Jahren. Angeblich an einem Herzinfarkt. Fortan bleibt Johannes bei der Großmutter.

 

Dieses Verlassen werden vom Vater geschieht an einem unscheinbaren Tag, gänzlich ohne einen nachvollziehbaren Grund. Jedenfalls vermag Johannes keinen zu sehen und erklärt wird es ihm auch nicht. Die Großmutter spricht von einer Dienstreise, die der Vater unternimmt und hat dabei Tränen in den Augen. Als der Vater Johannes verlässt, ist es 1994. Lange nach der Wende also. Warum dieses Verlassen werden mit der Stasi zu tun haben könnte, wollen wir in den nächsten Abschnitten behandeln.

 

Auf der Suche nach einem „Warum“

 

Johannes beendet die Schule, nicht ohne eine ungewöhnliche Nachsicht von alle Seiten erfahren zu haben. Er ist der Elefant im Raum, den alle sehen, über den aber niemand spricht.

 

Nach der Schule und dem Studium arbeitet er in der Stadtverwaltung, heiratet und bekommt einen Sohn. Eines Tages finde er in den Büchern seiner Eltern einen Brief, der eine Spur nach Skandinavien legt. Johannes begibt sich auf die Suche.

 

Es sind diese Momente, die ein Leben grundlegend ändern

 

Bis dahin hatte er nie vermutet, dass die Staatssicherheit sein Leben auch nach der Wiedervereinigung so gravierend hätte beeinflussen können.

 

Tat die Behörde aber, was er während der Reise in Skandinavien erfährt. Johannes wird vor die Wahl gestellt, ob auch er ein oder mehrere Leben grundsätzlich ändern möchte, wie es mit ihm passiert ist.

 

Mit klugem Abstand erzählt

 

Trotz Ich-Perspektive gelingt es dem Autor, den notwendigen Abstand zwischen Leserin und Leser und Protagonist zu schaffen. Er umschifft damit die Falle der Rührseligkeit.

 

In die könnte man verfallen bei all dem Unglück das Johannes widerfährt. Hier macht sich auch die Auswahl des Sprechers Florian Lukas positiv bemerkbar. Ganz wunderbar lässt Lukas die Schnörkellosigkeit und und Präzision der Erzählsprache hörbar werden.

 

Bemerkenswert zudem, dass Johannes in all den Schicksalsschlägen auch entdeckt, dass sie zwar das bisherige Leben auseinanderreißen, es aber immer wieder gelingt, nach einiger Zeit, ein neues Gleichgewicht zu finden. Der Autor erzählt die Geschichte an Orten, die mit seiner Biografie in Bezug stehen: Halle/Saale und Skandinavien. Matthias Jügler gelingt ein großes Werk über die Zeit der Wende und über die Veränderungen des Lebens davor und danach.

 

Matthias Jügler: Die Verlassenen

Verlag Buchfunk 2021

Sprecher: Florian Lukas

 

3 Stunden 46 Minuten, Hörbuch


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