28. Mai 2021 - Hörbuch Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Das Gedächtnis der Menschen ist zuweilen seltsam: Unliebsames wird schnell verdrängt. Dabei könnte man aus der Vergangenheit lernen. Wie im Fall der Pocken-Pandemie 1962 in Monschau. Steffen Kopetzki versucht es uns in „Monschau“ zu erzählen.
Pocken im Kalten Krieg
Anfang der 60ziger Jahre des letzten Jahrhunderts führt uns in eine brisante Zeit. Noch waren die Spuren des Weltkrieges nicht vollkommen beseitigt. Das Wirtschaftswunder lief jedoch auf vollen Touren und öffnete die Türen für die Globalisierung, die wir heute als selbstverständlich erachten. Der Kalte Krieg war hitzig wie nie zuvor und J.F.K. trotz Aufrüstungsversprechen überaus beliebt.
In Monschau ereignet sich zu Beginn des Jahres etwas, was die Stadt an der belgischen Grenze wenig später weltberühmt werden lässt. Ein Vater kehrt heim. Er war auf Montage in Indien. Sechs Monate lang. Und hatte sich dort die Pocken eingehandelt. Patient 1.
Aktuell trotz 60 Jahre Vergangenheit
Patient 2 ist seine Tochter, bei der die Krankheit einen schweren Verlauf nimmt. Belgien schließt die Grenze und die kleine Stadt Monschau wird weltbekannt. Die Region steht unter Quarantäne. Der Mediziner Nikolaos Spyridakis untersucht die Pandemie, die zu der gerade aktuellen Pandemie besorgniserregende Ähnlichkeiten aufweist.
Zum Beispiel hinsichtlich des Funktionieren der Wirtschaft. Nun, es gehört zur Charakteristika des Kapitalismus, dass die Gewinnerzielung an erster Stelle steht. Bei einigen auch über die Gesundheit und das Leben von Menschen. Die Rither-Werke jedenfalls versuchen alles, damit die Räder nicht still stehen.
Multiperspektivisch erzählt
Steffen Kopetzky verwebt die Eigentümlichkeiten jener Zeit in einem nüchternen Erzählstil. Zusätzlich zu den bereits angerissenen Themen verflechtet er eine Liebesgeschichte in den Roman und verhindert damit, dass das Buch wie ein Tagebuch wirkt.
Er erzählt die Handlung multiperspektivisch und bleibt stets auf Abstand. Dadurch fällt es der Leserin und dem Leser leicht, die Zusammenhänge zu erkennen, die Kopetzky mit diesem Roman aufdeckt. Und die nicht zuletzt heute ganz aktuell sind. Ein Roman über ein tatsächliches Ereignis, aus dem wir für Heute hätten lernen können. „Monschau“ mahnt, diesen Fehler nicht wieder zu begehen.
Hier gibt es das Hörbuch direkt beim Verlag.
Steffen Kopetzky: Monschau
Argon Verlag 2021
Gesprochen von Johann von Bülow
Hörbuch