13. Januar 2022 - Hörbuch Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Wer in der U-Bahn sitzt, der kann etwas erleben. Wenn dabei Wahnvorstellung zur Realität wird, wird`s spannend bis verwirrend. So gehört in Timur Vermes „U“.
Blöder Rollkoffer
Anke Lohm ist die Protagonistin mit einem blöden, weil sperrigen Rollkoffer. Mit dem entscheidet sie sich spätabends statt dem Taxi für die U-Bahn. Gut für uns – schlecht für Anke. Schließlich will sie doch zur Freundin ins Gästebett in Berlin.
Die U-Bahn fährt aber nicht und als sie es doch tut, hält sie nicht. Zunächst. Oder es kommt keine Station, wo es die doch wenigstens alle zwei Kilometer gibt? Welche U-Bahn fährt eine halbe Stunde ohne Halt? Außer Anke ist da nur noch ein junger Mann im Abteil und in einem anderen eine Schwangere.
Kein Ausweg
Insbesondere der forsche junge Mann neigt dazu, die Lage durch Aktionismus zu verschlimmern. So zerstört er das Fenster des Wagens und bricht sich den Arm. Alles in der Annahme, das Ganze wäre ein schlechter Scherz. Schließlich arbeite er beim Fernsehen.
Doch nichts hilft, selbst die Notrufzentrale tippt sich gedanklich an die Stirn, als Anke und der junge Mann ihr Los schildern. Keine Entwicklung scheint zu einem Ausweg aus dem Dilemma oder dem U-Bahn-Wagen zu führen. Aber was ist das? Ein Traum, eine Wahnvorstellung oder doch Realität?
Beobachtungsstil
Der Autor lässt die Protagonistin aus ihrer Sicht erzählen. Dabei reduziert er auf eine sachlich-nüchterne Beobachtungswiedergabe. Diese Art des Schreibens verstärkt den Spannungseffekt.
Gleichwohl bleiben Hörerin und Hörer am Ende unbefriedigt zurück, denn es fehlt an einer logischen Auflösung. Oder mir an Fantasie. Die Besetzung durch mehrere Sprecherinnen und Sprecher tut dem Hörbuch gut, wenngleich die nüchterne Darstellung gepaart mit nur einer Perspektive auch eine Sprecherin oder einen Sprecher gerechtfertigt hätten.
Timur Vermer: U
Osterwold Audio Hörbuch Hamburg 2021
Gelesen von Eva Meckbach, Shenja Lacher, Timo Weisschnur, Katharina Pütter
Jörg (Freitag, 14 Januar 2022 14:16)
Die Hörbuchfassung hat mir tatsächlich auch und vor allem wegen der verschiedenen Sprecher besser gefallen als der Druck - aber ich hab' da ja eh ein paar Vorurteile: Freue mich über Feedback zu meiner eigenen Geschichte "Endstation", die viele faszinierende Gemeinsamkeiten mit dieser hier aufweist, aber 10 Jahre älter ist... https://youtu.be/0bg3MVlObBs LG Jörg