18. April 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Die Wildnis liegt kurz hinter unser Haustür und Trennungen aller Art müssen verarbeitet werden. Davon, von Raben, Bären, Wölfen und Brüdern erzählt Iain Lawrence in „Skeleton Tree“.
Eine Bootsfahrt in die Tiefe
Christophers Vater ist gestorben. Er folgt Onkel Jacks Ruf, dessen Segelboot von Alaska nach Hause zu überführen. An Bord erwartet ihn Frank, ein drei Jahre älterer Junge, der ihm mit scheinbar unbegründeter Abneigung begegnet.
Onkel Jacks Segelboot geht samt Onkel Jack in einem Sturm unter und die beiden Jungen retten sich an das Ufer einer einsamen Insel, wie sie zunächst annehmen. Sie finden eine verlassene Hütte, einen Raben und einen Baum, auf dem vier Särge aufgebahrt sind: den Skeleton Tree.
Hoffnungen, Kämpfe und Erkenntnisse
Der Rabe gehörte offensichtlich zum früheren Hüttenbewohner, denn er kann sprechen und jagt damit den Jungen einen gehörigen Schrecken ein. In Anlehnung an Robinson Crusoe nennt Chris den Raben Thursday. Um zu überleben, fischen Chris und Frank Lachs und müssen dabei zusammenarbeiten. Dennoch belastet ihr merkwürdiges Verhältnis ihren Kampf um das Überleben.
Zu allem Überfluss haben sie kein Feuer und Frank verletzt sich lebensgefährlich. Ein Grizzly-Bär macht ihnen die Fischgründe streitig. Chris schöpft Hoffnung aus einem Traum, in dem sein Vater ihm die Rettung verspricht.
Ein Buch voller Abschiede
Iain Lawrence erzählt die Geschichte zweier Jungen aber auch die von Abschieden und Tod. Trennungen aller Art sind ein stetes Thema, in den Gedanken von Chris, aus dessen Sicht die Handlung erzählt wird, in den Dialogen der Jungen aber auch in der Natur.
Damit spiegelt der Autor das Leben, wie es sich ungeschminkt und ungeschönt präsentiert. Kurze Momente des Glücklichseins vergehen schnell und enden in lethargischen Erinnerungen. Insofern wird „Skeleton Tree“ zur Parabel und fragt insgeheim: Was machst du aus deinem Leben?
Iain Lawrence schreibt mit „Skeleton Tree“ mehr als einen Jugend- und mehr als einen Abenteuerroman. Er zeigt uns auf ungewöhnliche Weise, dass der Tod allgegenwärtig ist und damit zum Leben gehört.
Das Buch gibt es hier direkt beim Verlag.
Iain Lawrence: Skeleton Tree: Nur die Wilden überleben
Verlag Freies Geistesleben 2021
Aus dem Englischen von Anne Brauner
277 Seiten, E-Book