Brian Moore: Schwarzrock

16. April 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)

Schwarzröcke“ sind nicht nur in den Augen der Algonkin und Huronen „Bärendreck“ und „Hasenärsche“. Für die Jesuiten sind die Ureinwohner Nordamerikas „les sauvages“, also Wilde. Wer Recht hat? Das erzählt Brian Moore in seinem Roman „Schwarzrock“.

 

Auf Mission

 

Père Laforgue ist der titelgebende „Schwarzrock“, ein französischer Jesuitenpater, der die Wilden Nordamerikas missionieren will. Dazu begibt er sich auf eine gefahrvolle Reise zu einer Missionarsstation bei den Großen Seen. Ihn begleiten der Franzose Daniel sowie eine Gruppe Algonkin.

 

Für die Weißen sind die Agonkin, Huronen und anderen Ureinwohner allenfalls Wilde. Ungewaschen, derbe, dauernd unflätig miteinander redend, Polygamie sind nur einige der Eigenschaften, die besonders in den Augen der Jesuiten zu dieser Einschätzung führen. In den Augen der Algonkin und anderen indigenen Völker sind die Weißen dumm, laut und unfähig. Die Jesuiten aber sind „Schwarzröcke“, Zauberer.

 

Die Wilden verzeihen alles

 

Die Reise erfolgt auf Kanus, dem schnellsten Verkehrsmittel der Zeit. Der Häuptling der Algonkin Neehatin hat einen schlechten Traum und sucht Rat bei einem Zauberer seines Volkes. Der verortet den Dämon in Bruder Laforgue. Daniel hingegen verliebt sich in Annuka, die Tochter des zweiten Anführers Chomina.

 

An den Schnellen verlassen die Algonkin die beiden Normannen, wie sie die Franzosen nennen. Daniel aber folgt Annuka. Chomina und seine Familie kehrt zurück, um Laforgue und Daniel zu den Großen Seen zu begleiten. Sie werden von Irokesen gefangen, gefoltert und Chominas Frau und Sohn getötet.

 

Klassischer Zwiespalt

 

Brian Moore erzählt multiperspektivisch mit Schwerpunkt auf Père Laforgue. Die Leserin und der Leser bleiben dennoch auf Distanz, was angesichts der Zeit (frühes 17. Jahrhundert) und der Welt, in der der Roman spielt, völlig legitim ist. In Gestalt des Bruders Laforgue werden die Kontraste zwischen den Völkern verdeutlicht. Während sich Fallensteller und Pelzjäger den Gebräuchen der indigenen Völker mehr und mehr anpassen, um zu überleben, bleiben die „Schwarzröcke“ außen vor. Sie gelten als Zauberer und die Algonkin sind sich uneins, ob sie Menschen sind oder nicht.

 

Die indigenen Völker werden nicht, wie bei vielen anderen Autorinnen und Autoren romantisiert. Sie sind grausam und schmutzig, unflätig in ihren Ausdrücken und mit einem derben Humor gesegnet. Aber sie leben auch füreinander, teilen alles, werden nicht böse aufeinander und verzeihen alles.

 

Daniel und Annuka verbinden in ihrer Liebe beide Welten miteinander. Dies muss vor allem Annuka teuer erkaufen, denn im Verlauf stirbt ihre ganze Familie. Die Jesuiten bringen das Fieber in die Wildnis, das ganze Dörfer der Wilden ausrottet. Es bleibt die Frage, wer der Wilde ist, wer grausamer ist.

 

Klassiker mit Nachhall

 

Bereits 1987 brachte Diogenes den Roman in Deutsch auf den Markt. Jetzt wurde er neu aufgelegt und mit einem Nachwort von Julian Barnes versehen.

 

Brian Moore schreibt mit „Schwarzrock“ einen Klassiker, zeitlos in seinen Aussagen, nachhallend mit seinen Thesen.

 

Das Buch direkt beim Verlag.

 

Brian Moore: Schwarzrock

Diogenes 2020

Aus dem Englischen von Otto Bayer

 

287 Seiten, Hardcover


Kommentare: 0
Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.

LiteraTüren

literatueren@gmail.com


Ich weise nach § 2 Nr. 5 TMG auf Werbung hin: In meinen Beiträgen finden sich Links zu Verlagen, Autoren, literarischen Agenturen, sowie zu Büchern auf Verkaufsplattformen oder der Webseite des jeweiligen Verlags bzw. Autors. Andere Links werden jeweils im Beitrag gekennzeichnet.

Die mit * gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate-Links. Kommt über einen solchen Link ein Kauf zustande, werde ich mit einer Provision beteiligt. Für Sie entstehen keine Mehrkosten. Wo, wann und wie Sie ein Produkt kaufen, bleibt natürlich Ihnen überlassen. 

Professioneller Leser 10 Rezensionen Rezensionen veröffentlicht