25. Juli 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Es gibt nur Ärger im Job als Ritter. Kein Wunder, wenn der Landadel nach Veränderung strebt. Aufgeschrieben von P.M. in „Die große Fälschung“. Eine Geschichte über Rodulf und Birgit um das Jahr 1000.
Depressionen unter dem Landadel
Machen wir uns nichts vor: Keiner möchte gerne um das Jahr 1000 mitten in das dunkle Mittelalter geboren worden sein. Ritter Rodulf von Gardan ist dies geschehen und er hat in seinem Beruf als Landadliger und Ritter nichts als Ärger.
Da sind zum Beispiel die Bauern. Die belügen und betrügen ihn, wo es nur geht. Sie zahlen ihre Abgaben nicht oder nicht umfassend und schon gar nicht in echter Währung. Allenfalls Naturalien, wobei die Qualität immer miserabler wird. Dafür feiern und trinken sie bis in die Nacht hinein. Natürlich ohne Rodulf. Der sitzt in seinem zugigen Schloss.
Wann wir der Anbau fertig?
Schloss ist natürlich übertrieben. Es ist strenggenommen nicht mal eine Burg. Eher ein karger Wehrturm. Der Anbau, der seit Monaten hätte fertig sein sollen, kommt nicht von der Stelle. Sehr zum Verdruss von Birgit, Rodulfs Frau. Das Benchmarketing in jener Zeit, sinniert der Ritter, ist einfach schlecht.
In der Nacht zieht es im Schlafgemach, man nimmt den Ritter nicht ernst und Rodulf selbst ist abhängig von der Firma, Adastra heißt sie hier. Kein Wunder das Depressionen und Suizid unter dem Landadel zunehmen. Oder sie schlagen sich auf die andere Seite und werden Banditen.
Rebellion gegen das System
Rodulf will einen anderen Weg gehen: Revolution. Rebellion gegen das System. Gerd und die Frauen wollen mitmachen. Da taucht das nächste Problem auf: Die Frauen stellen Ansprüche, wollen sich emanzipieren. Eigene Pferde, los von Spinnrad und Kochtopf, gemeinsame Hausarbeit und Kindererziehung, eigene Klublokale, Waffen, Kettenhemden, Kleidung.
P.M. ist das Pseudonym von Hans Widmer. Der Autor schreibt nicht nur einen Mittelalter-Roman, er projiziert moderne Themen in jene Zeit samt Sprache. Da vergleicht sich der Rodulf mit seiner Bartform schon einmal mit Dali und Napoleon III.
Spritzige Idee in zehn Bänden
„Tuckstett“ ist der erste von zehn Bänden, die das Werk umfasst. Die Idee ist witzig und funktioniert unterhaltsam. Gewisse Längen sind bei diesem Umfang vorprogrammiert, werden aber durch den Reiz der Projizierung kompensiert.
Den Roman und die weiteren Bände direkt beim Verlag.
P.M.: Die große Fälschung: Band Eins Tuckstett
Hirnkost Verlag 2020
160 Seiten