David Graeber & David Wengrow: Anfänge

20. Februar 2022 - Sachbuch Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)

Haben wir eine falsche Menschheitsgeschichte gelernt? Wenn es nach David Graeber & David Wengrow in „Anfänge“ geht, lautet die Antwort: Ja! Beginnen wir also von vorn.

 

Alles auf Anfang

 

Der Untertitel dieses Sachbuches lautet: Eine neue Geschichte der Menschheit. Was ist schief gegangen und wo haben sich die Gelehrten bis hierher geirrt? Ein Interesse weiß dieses Buch zu wecken. Beste Voraussetzungen für ein gutes Sachbuch.

 

Graeber & Wengrow beginnen mit der Feststellung, dass der größte Teil der Menschheitsgeschichte für uns wohl unwiederbringlich verloren ist. Ein Rückzieher? Mitnichten: Die Autoren versuchen die Gründe zu beleuchten, warum „unsere“ Menschheitsgeschichte eine Lügengeschichte ist.

 

Puzzleteile

 

Anliegen ihres Buches ist, eine andere, interessantere und hoffnungsvollere Geschichte zu erzählen. Das klingt zunächst gut. Aber warum hoffnungsvoller? Wo ist die Hoffnung in der anderen verloren gegangen?

 

Grundlegend ist dies wohl in den Theorien zur Menschheit, auf denen unser Weltverständnis heute basiert, geschehen. Zum Beispiel bei Thomas Hobbes, der doch behauptet, dass der Mensch von Grund auf egoistisch und böse ist. Ich stimme diesem eigentlich zu.

 

Auch Rosseau meint, irgendwann war es einmal toll und ab da ging alles nur noch schief. Eine solche egalitäre Gesellschaft wird in den kleinen Familien-Horden der Eiszeitmenschen vermutet. Als die Landwirtschaft erfunden wurde, war es vorbei mit der Gleichheit.

 

Eine geheime Geschichte

 

Graeber und Wendrow sagen nun: Die Geschichte der Menschheit ist komplett falsch erzählt worden. Durch die Zusammenführung der Fakten aus Archäologie, Anthropologie und anderer verwandter Fächer können sie es besser. Die Puzzleteile dieser Geschichte sind zwar unvollständig und nur einer begrenzten Anzahl von Experten bekannt. „Anfänge“ bringt das Geheimnis nun auch an Nicht-Experten.

 

Und dies nicht ohne Grund. Denn bisher haben wir Ungleichheit eher als Problem gesehen, das sich unmöglich ändern lässt. Egalitäre Gesellschaften sind heute nicht mehr durchsetzbar, es sei denn man gründet eine Kommune auf dem Himalaja. Wehmütiger Pessimismus aller Orten.

 

Das ultimative Problem der Menschheitsgeschichte ist jedoch die Frage, ob wir alle die gleiche Möglichkeit haben, an Entscheidungen über unser Zusammenleben mitzuwirken. Ganz nach dem Motto: Der Mensch schafft sich selbst.

 

In diesem Satz allein steckt Hoffnung. Und dies scheint auch der Verdienst des Buches. „Anfänge“ von David Graeber & David Wendrow inspiriert Leserinnen und Leser, andere Fragen zu stellen, gegebene Meinungen nicht hinzunehmen, neu zu denken, neue Thesen aufzustellen. Kann man sich mehr wünschen? Vielleicht, dass die Autoren recht haben.

 

Das Sachbuch finden Sie direkt bei Klett-Cotta.

 

David Graeber & David Wendrow: Anfänge

Eine wahre Geschichte der Menschheit

 

Klett-Cotta 2022


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