14. November 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Zuweilen scheint es, als hätte beim Heyne Verlag Quantität Priorität vor Qualität. Vielleicht ist die Veröffentlichung von Tekhnotma auch einer Art Verbeugung vor russischer Science Fiction zu schulden, man weiß es nicht. Auf keinen Fall kann es an der literarischen Güte des Bandes liegen. Doch der Reihe nach.
Jegor Rasin ist ein Söldner. In einem, in der nahen Zukunft ausbrechenden, ukrainischen Bürgerkrieg wird er gefangen genommen und zum Tode verurteilt. Statt, dass seinem Leben ein Ende gesetzt wird, nimmt er an einem Experiment teil und reist in die Zukunft. Der gute Jegor, ohnehin überfordert mit den tieferen Fragen des Seins, verdingt sich in dem postapokalyptischen Russland als Leibwächter von Juna Galo, der Tochter des Oberhauptes des Mechanischen Corps. Das scheint sinnvoll, denn in jener Zeit sieht es in Russland aus wie in einer Kopie von Mad Max: Clans beherrschen die verödeten Landstriche und setzen ihre Macht mit Hilfe übriggebliebener Technik ohne Anzeichen allzu großer Menschlichkeit durch, auch gibt es menschliche und tierische Mutationen. Daneben wabert ein nekrotischer Schaum, eine Art Nebel, durch die Gegend, der alles und jeden mit tödlichem Schimmel überzieht.
Eben jener Schimmelnebel ist vor den Toren der Hauptstadt des Mechanischen Corps aufgetaucht und verzweifelt sendet das Corps Juna Galo zum Orden, denn dieser versichert, über ein Gegenmittel zu verfügen.
Weil Juna nicht alles, Jegor überhaupt nichts weiß, heuert Tschak bei dem Duo an und entpuppt sich als allwissender, überall gewesener, Klau-Zwerg heraus.
Wohlmöglich schwante Levitski und Bobl die drohende Langeweile. Das Trio besteht Abenteuer auf Abenteuer, die sich wie die Perlen an der Kette meiner Großmutter reihen, ohne Höhepunkt und Abwechslung, dass keines in Erinnerung blieb.
Jegors fast übermenschliche Söldner-Natur führt das Trio zum Erfolg, was irgendwie auch nie in Frage stand. Die Nekrose wird mit einer Art Mikrowelle besiegt, Juna wird Anführerin des Mechanischen Corps.
Weil zu diesem Zeitpunkt dem Leser immer noch nicht klar werden konnte, um was für ein Experiment es sich handelte, erfährt Jegor kurzerhand als und im Schlusskapitel ein geballtes Informations-Paket.
Der Fehler mit diesem Roman lag auf meiner Seite. Ich mag russische Science-Fiction; entsprechend hoch waren meine Erwartungen vor der Lektüre. Ich lerne: Es gibt auch hier gute und schlechte Bücher. Tekhnotma reiht sich in letztere ein. Plumpe Charaktere bestehen platte Abenteuer und reden dünnes Zeugs. In dieser Geschichte fehlt es an Tiefgang.
Zu empfehlen ist dieses Buch denen, die Abenteuer um des Abenteuers mögen. Für die gelieferte Qualität ist das Buch eindeutig zu teuer.
Das Buch direkt beim Verlag.
Andrei Levitski & Aleksei Bobl: Tekhnotma: Zeit der Dunkelheit
Heyne Verlag 2012
477 Seiten