12. Juni 2021 - Kurzgeschichten-Sammlung Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Was einst Science-Fiction war ist heute Wirklichkeit. Covid 19 hat uns kalt erwischt. 33 Autorinnen und Autoren betrachten die Pandemie im gleichnamigen Kurzgeschichten-Sammelband aus unterschiedlichen Blickpunkten.
Von Schlimmer geht immer bis zum Rest vom Ende
Die Herausgeber Kugler und Moreau haben den Kurzgeschichten-Band „Pandemie: Geschichten zur Zeitenwende“ in fünf Kategorien eingeteilt:
I Schlimmer geht immer
II Wir(r) sind Virus
III Die Liebe in Zeiten der Corona
IV Fake-News
V Was vom Ende übrigbleibt
Ein Vor- und ein Nachwort führen in das Thema ein bzw. schließen es ab.
Insgesamt 33 Autorinnen und Autoren sind an diesem Buch beteiligt und haben ihre Gedanken und Vorstellungen zum Thema Pandemie unter Berücksichtigung der jeweiligen Kategorie eingebracht.
Was, wenn Science-Fiction plötzlich Vergangenheit ist?
Erschienen ist der Band im Jahr 2020 im Hirnkost Verlag. Also in einer Zeit, als Themen wie Pandemie und Weltzerstörung der Dystopie zuzuordnen war statt der Gegenwart. Die Wirklichkeit hat uns überholt und so manche Geschichte liest sich nicht wie eine Geschichte, sondern wie ein Tatsachenbericht.
Hoffen wir, dass das Ende so mancher Geschichte nicht Realität wird. Für die Autorinnen und Autoren gab es wenigstens zwei Schwierigkeiten. Fast alle starteten mit den Fakten und den Nicht-Fakten der Corona-Pandemie, was nicht selten zu gleichen Bildern führten. Andererseits, ein allgemeines Problem der Science-Fiction, mussten der Leserin und dem Leser die wichtigsten Informationen vermittelt werden. Dies ist in einem Roman schon schwierig, noch mehr im begrenzten Platz der Kurzgeschichte. So darf es nicht verwundern, dass dieses Vorhaben nicht immer gelang.
Ein Virus verändert die Welt
Die Botschaft dieses Buches ist Realität. Sie lautet: „es (das Virus) hat tiefgreifende Veränderungen auf Demokratie und Gesellschaft. Diesem Prozess sind wir nicht hilflos ausgeliefert, wir können ihn mitgestalten.“
Im Einzelnen
Vorbemerkung
Michael Kootz: Kummerkonzert
Bei Michael Kootz macht sich Tobias trotz Kontakteinschränkungen Hoffnung auf die Teilnahme an einem Konzert von Forgiddo bei der Familie eines Freundes. Der Autor thematisiert hier Generationsprobleme mit einem drastischen Ende.
I Schlimmer geht es immer
Robert Schweitzer: SARS -COV-3
Wir befinden uns im Jahr 2023. Thomas ist auserwählt und verlässt seine Familie („möchtest du, dass ich sterbe“). Ein Jahr später ist Martina, seine Frau, gestorben. Thomas hat Gewissensbisse und geht zurück. Doch die Lage kehrt sich um, SARS-COV-3 gefährdet die Kinder, die ins Ghetto kommen.
Armin Möhle: Wir sind für Sie da!
Anton Bauza ist Rentner mit einem Anspruch von medizinischer Versorgung für eine befristete Zeit. Ein Computervirus setzt die Krankenversicherung der Vereinigten Staaten von Europa außer Funktion. Bauza fällt auf einen Trick ominöser Hacker herein. Ein Problem, als das System wieder funktioniert.
Bernhard Grdseloff: Antivirus
Moritz Huang beobachtet wie zwei Erwachsene abgeholt werden, um in die Quaratäne-Sanatorien eingewiesen zu werden. In seiner Welt ist die Überwachung durch den Staat perfektioniert und teilweise hat er daran mitgewirkt, ganz nach dem Motto: Die Vernunft ist eine Waffe.
Henrik Wyler: Ence
Henrik Wyler schreibt das Tagebuch des Ingenieurs Wolfgang Munros auf. Er arbeitet im Forschungszentrum Jülich und erlebt dort den Ausbruch des Erregers Ence, der eine Intelligenzretadierung zur Folge hat. Kurzum, die Menschheit verblödet.
Thomas Kolbe: Mens Sana in Corpore Sano
In dieser Welt sind tägliche Impfungen erforderlich, um zu überleben. Schön auch: Bettler können über einen Emoter Emotionen auslösen. Der lässt sich blockieren, wenn man das nötige Kleingeld hat. Zwischenmenschliche Aktivitäten werden durch Avatare ausgeübt; ist ja auch eine ziemlich unhygienische Angelegenheit. „Multi-Resistenz war gestern, Mega-Resistenz ist heute“. Marvin aber geht es nicht gut und alle bekommen Angst vor ihm. Dabei ist die Diagnose eine echte Überraschung.
Marianne Labisch: Einsichten
Die Eltern vergessen die verhätschelte Lenina im Zoo. Sie trifft auf Eve, ein illegales Kind im Hinblick auf die 1-Kinder-Politik. Sie gewinnt Einsichten in Dinge, die die Eltern ihr verschwiegen haben.
Heidrun Jänchen: Wenn der Pangolin stirbt
Was wäre, wenn Tierschützer ein Virus konstruieren, um bedrohten Tieren mehr Lebensraum zu verschaffen? Wer müsste weichen? Richtig, die Menschheit.
Hans Jürgern Kugler: Die Insulaner
Die Menschheit schafft sich selbst ab. Nur einige wenige, besonders isolierte Menschen, können überleben.
II Wir(r) sind Virus!
Hier geht es in den Geschichten vor allem um das Thema, was das Virus aus uns macht.
Werner Zillig: Der Klient
Klaus Hager ist so ziemlich für alle Unglücksfälle verantwortlich. Auch für die Pandemie. Ob da eine Therapie hilft?
Christian J. Meier: Stich
Die Gesellschaft ist in Immune und Anfällig geteilt. Ein Anfälliger beschäftigt sich mit einer originellen Impfmethode.
Ute Wehrle: Rache ist süss
Millicent wird wahrscheinlich von ihrer Waschmaschine überlebt. Sie erstellt eine Liste der Menschen, die sie vor ihrem Tod infizieren will. Aber wie das Unglück so spielt.
Anne Grießer: Landpartie
Einem Dieb kommt das Virus in die Quere und er muss ausgerechnet in der Villa bleiben, die er gerade ausgeräumt hat. Hoffentlich merken die Nachbarn nichts.
Alexa Rudolph: Der Tod auf vier Pfoten
Wilfried König und Marlene sehen ein Wunder: eine Katze. Die wurden doch vor Jahren wegen der Katzenseuche ausgerottet. Was es wohl mit diesem Exemplar auf sich hat?
Michael Siefener: Pandoemonie
Der Protagonist Timo Vrees betrachtet die Welt, in der ein tödliches Virus tobt.
Karlheinz Schiedel: Tod einer Gutmenschschlampe
Klara Krämer ist zu gut für diese schlechte Welt. Was kann sie tun?
Rainer Schorm: Pantognosia … oder Erinnerungspathologie
2028 war der Durchbruch in der Speichertechnik. Gespeichert wird jetzt auf DNA-Sequenzen. 2032 verwandelt ein Virus die Menschen in Phlegmose. Die sind mit ausufernden Denken beschäftigt und daher unfähig, sich zu bewegen. Menschen werden mit Wissen infiziert.
III Die Liebe in Zeiten der Corona
Das Leben geht also weiter.
Christian Endres: Die Prepper-Prinzessin
Prepper, Hamsterer und Reichsbürger sind jetzt überall, so wie Arthur Lamp. Beim Rettungsversuch der Tochter von Lamp geht der Protagonist in den Bunker.
Nicole Rensmann: Acht Minuten Leben
1981 fragen sich Bine und Michael, ob es Kalter Krieg oder ein Virus ist. Sie hauen ab und schließen sich unfreiwillig den Tieren an, die ein bestimmtes Ziel ansteuern.
Karla Weigang: Der Zimmerer-Sepp und die schöne Unbekannte
Ein modernes Märchen. Der Zimmerer-Sepp bekommt Besuch und ahnt nicht, von wem.
Vladimir Hernández Pacin: Nemesis
Paola sitzt im Space-Shuttle. Sie mochte keine Männer. Kein Problem also, dass die alle durch ein Virus ausgerottet wurden. Ohne die geht es besser. Kein Krieg, keine Probleme mehr.
IV Fake-News
Michael Hirtzy: Blick zurück in Freude
Erik und Sven debattieren über das Virus als Lösung für die Überbevölkerung.
Michael Tillmann: Wie ein Ausraster eines chinesischen Provinzbeamten versehentlich die Menschheit rettete
Akuma lebt vom Wildtierhandel. Er will nicht auf Tateo, dem Provinzbeamten hören, der ihm diesen Handel verbietet. Er hat nicht damit gerechnet, dass Tateo schlechte Laune hat.
Monika Niehaus: Planspiele
Nelson löst eine ausweglose Situation zwischen Erde und Mars durch eine Seuche.
Jörg Weigang: VIP – auf ewig
Ein Friedensaktivist wird von Aliens entführt. Es sind Ärzte des Kosmos. Die Menschheit ist am Gewaltsyndrom erkrankt und jetzt möchten sie sie mit VIP, einem Virus, heilen. Doch der Antrieb, die Aggression ist den Menschen wohl von Natur aus eigen.
Thomas Neu: Wenn der Regen langsam fällt
Die Pandemie von 2034 hat fast die gesamte Menschheit ausgerottet. Daniel und Alissa könnten eigentlich die Menschheit neu aufbauen, wäre da nicht Henry, der nicht an das Virus glaubt. Fällt Daniel auf ihn herein?
Frank Neugebauer: Superphagus: Die Rückkehr des Sohnes
Paolo ist Soldat und kommt nach Hause. Er kämpft gegen die Soni, einem Alienvolk. Die schleppen 2115 eine Seuche ein. Seine Mutter ist skeptisch.
V Was von der Erde übrigbleibt
David Danbitz: Caesar: Fragmente eines Forschungstagebuchs
Sterblichkeit und Unsterblichkeit als neue Gesellschaftsteilung statt arm und reich. Wahrscheinlich auch nicht besser.
Andrea Timm: Papa, wie lange noch?
Die Welt geht unter und Kinder fragen dennoch, wie lange noch, bis wir da sind. Das kann dauern, denn sie befinden sich in einem Raumschiff mit Stromausfall.
Wolf Welling: Domusdisease (DD)
Der Protagonist besorgt seinem Vater ein altes Familienbild aus besseren Zeiten. Einfach ist das nicht.
Uwe Neuhold: Tag Null
Hier wird von Tag 244 auf Tag Null gezählt und tagebuchartig notiert, was alles passiert. Am Tag 214 stirbt zum Beispiel die Menschheit aus.
Renate Schiansky: Disruptive Probionten
Irina, Ben und die Protagonistin sind die letzten Menschen. Eine Dystopie mit einem Cut am Ende.
Uli Bendick: Im Zweifel für den Angeklagten
Bühnenstück mit Cov29, Darwin, Marx, Robert Koch und anderen als Hauptdarsteller.
Nachwort:
Dominik Irtenkauf: Corona-Challenge
Es folgt zum Abschluss eine Kurz-Biografie der Autorinnen und Autoren.
Hier kaufen Sie das Buch direkt beim Verlag.
Hans-Jürgen Kugler & René Moreau: Pandemie: Geschichten zur Zeitenwende
Hirnkost Verlag 2020
456 Seiten, E-Book