13. September 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
In „Nil“ von Anna Baar sind Wirklichkeit und Fiktion nicht zu trennen. Nicht nur wegen den teilweise grotest-grausamen Sprachbildern landet der Roman jetzt auf der Longlist des Österreichischen Buchpreises 2021.
Die Suche nach dem Ende
Die Ich-Protagonistin soll auf Anweisung des Chefredakteurs für ihre Fortsetzungsgeschichte ein Ende finden. „Meinetwegen indem … das Paar … von einer Klippe springt.“ Die Protagonistin weigert sich mit allen Tricks, um ein solches, albern unliterarisches, Ende zu schreiben.
Dabei verliert sie sich in den Figuren, verschmilzt gar mit ihnen und dem, was sie erleben. Oder ist es ihr eigenes Erleben, was mit den Figuren verschmilzt? Die Antwort auf diese Frage bleibt offen.
Kurz aber nicht leicht
Anna Baar präsentiert einen, in der Anzahl der Seiten mit 148 kurzen, aber keinesfalls einfachen oder leichten Roman. Nicht zuletzt, weil die Leserin und der Leser Realität und Vorstellung nicht zu separieren vermögen.
Dafür bleiben die Bilder, die sie mit ihrer Sprache hervorrufen kann, in Erinnerung. So nimmt die Mutter Kindheitsszenen per Videokamera auf, um zu disziplinieren. Oder Baar schreibt Sätze wie „Die meiste Kraft geht dafür drauf, zu tun, als sei ich normal.“
Poetik der Eigenbefragung
Der literarische Roman von Anna Baar ist wohl selbst eine Art Fortsetzung, die kein Ende nehmen oder wissen will. Ein modern geschriebenes Buch, das sich mit einer alten Frage poetisch beschäftigt. Nicht oft zu finden.
Den Roman erhalten Sie hier beim Verlag.
Anna Baar: Nil
Wallstein Verlag 2021
148 Seiten