31. Oktober 2023 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
In einem Mikrokosmos voller Narrheit und Königlichkeit führt uns Anne Serre mit „Die Gouvernanten“. Leben diese von der Unbeschwertheit der Jugend, beendet die Abwesenheit eines greisen Mannes die Situation.
Närrinnen und Königinnen
Es ist eine abgeschiedene Villa mit einem parkähnlichen Garten, einer Allee und einem großen Tor: Hierhin führt uns Anne Serre in ihrer Erzählungen „Die Gouvernanten“. Es sind Éléonore, Inés und Laura. Ihre Aufgabe besteht darin, auf die Jungen von Monsieur und Madame Austeur aufzupassen und ihnen gelegentlich etwas beizubringen.
Die Welt der Gouvernanten dreht sich gleichwohl außerhalb dieser Mauern. Sie sind Närrinnen wie Königinnen zugleich und wissen um ihre Rolle in diesem Mikrokosmos.
Fremde und der greise Alte
Zu diesem Mikrokosmos gehören neben Monsieur und Madame Austeur, den Jungen, auch die Hausmädchen und jene Gouvernanten. Wenn man auch meinen kann, alles dreht sich um die jungen Mädchen. Madame Austeur versucht, sie zu verheiraten.
Die drei Mädchen denken gar nicht daran. Sie leben in einer eigenen Welt. Und diese beschäftigt sich mit Männern. Manchmal verirrt sich ein Fremder in diese Welt und sie jagen ihn.
Dass sie dabei von dem greisen Alten von Gegenüber beobachtet werden, wissen sie. Sie spielen mit diesem Wissen und mit dem Greisen. Zu beider Zufriedenheit. Doch eines Tages ist der greise Alte nicht mehr da. Und Laura bekommt ein Kind. Und die Unbeschwertheit, die Närrinnen und Königinnen zugleich auszeichnet, so ist sie geblieben?
Spiel
So wie die drei Gouvernanten mit sich und den anderen spielen, so spielt Anne Serre mit der Sprache in dieser Erzählung. Sie schreibt in Präsens. Bringt uns über den Zaun direkt in das abgeschiedene Anwesen, macht uns zu Voyeuren. Ein kurzweiliger Band mit hohem literarischem Anspruch.
Anne Serre: Die Gouvernanten
Aus dem Französischen von Patricia Klobusiczky
Berenberg Verlag 2023