09. März 2023 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Sprache ist ein mächtiges Werkzeug. Besonders, wenn sie so eingesetzt wird wie in „Meeresbrise“ von Carolina Schutti.
Prinzessinnen
Der Roman von Schutti handelt von zwei Schwestern und der namenlosen Mutter. Die Väter sind „nur Worte“. Von Satz Eins an wird deutlich: Hier haben wir ein Werk vor uns, das sprachlich ausgefeilt ist. Das mit den Möglichkeiten, die uns Sprache bietet, spielt.
Mutter und Schwestern leben allein, genaugenommen, die Mutter und die Schwestern für sich allein in einem Dorf voller Vorurteile. Nach außen müht die Mutter sich ein Bild aufzubauen, das ihr Würde, Stolz und Unantastbarkeit gewährt. Mit der Realität hat dies nichts zu tun.
Größe 104 bis 164
Das Verstreichen der Zeit wird unter anderem an den veränderten Konfektionsgrößen der Schwestern deutlich. Wie Prinzessinnen stolzieren sie in Kleidern durch die Gassen des Dorfes. Doch bei näheren Hinsehen sind die Kleider zu groß und zu klein, abgetragen.
Zu Essen gibt es Kekse und Fischkonserven. Die Mutter arbeitet in der Abstellkammer, zumeist im Telefonsex-Gewerbe. Die Mädchen bleiben sich selbs überlassen. Welche Chancen haben sie im Leben?
Das Meer als Hoffnung
Die Mutter bleibt zu recht namenlos. Sie hat einen solchen nicht verdient. Es braucht den Einfluss von außen, einer rothaarigen Lehrerin mit Zahnlücke, um Hoffnung zu geben. Hoffnung als Meeresbrise, Meeresbrise als Hoffnung. Gibt es etwas Schöneres?
Carolina Schutti: Meeresbrise
Droschl 2023