21. März 2022 - Erzählband Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Es gibt Orte, die sind mystisch. Bahnhöfe, Höhlen, alte Bergwerke gehören für Clemens Meyer in „Stäube“ zu diesen Orten, an denen sich die Vergangenheit manchmal mit der Zukunft trifft.
Drei Erzählungen und ein Nachsatz
„Stäube“ ist ein Erzählband mit drei Geschichten und einem Essay über die Literatur im Allgemeinen und der von Meyer im Besonderen. In „Die Glocken“ begibt sich der Er-Erzähler zur Mutter. Unter der Jacke trägt er Dokument, so „schwer wie ein Brikett“, wie „zerbrochene Braunkohle“.
Hier, zwischen Wolfen und Dessau, müsste der Schnee eigentlich schwarz sein. Ist er aber nicht mehr und die Mutter will hier nicht weg, wie der Onkel. Die Vergangenheit holt selbst den Abschied ein. Was ist da schon Weihnachten.
Dem Grunde zu
Die drei Erzählungen einen der Bezug zur Vergangenheit, die in jeder Zeile spürbar ist, die mystischen Orte wie Bahnhöfe, Höhle, allzu reale Königinnen und Drachen.
Illustriert wird der Erzählband durch Fotografien von Bertram Kober. Sie zeigen Berge, weggespülte Straßen, Tagebau, kahle, wüstenartige Landschaften. Man kann daraus eine Formel bilden: Einsamkeit + Zerfall + Zerstörtes = Hoffnungslosigkeit. Mauern.
Wo die Drachen wohnen
In „Dem Grund zu“ begeben wir uns in den Berg. Suchen mit dem Er-Erzähler und dem Großvater nach der Königin der Tiefe. In „Wo die Drachen wohnen“ erfahren wir vom Nazi-Tourismus, eine abartige Variante der Hoffnungslosigkeit.
Clemens Meyer „Stäube“ ist ein Erzählband, der Leserin und Leser in eine Welt bringt, die geografisch ganz nah ist, stimmungsmäßig bedrückt, als wäre es das Ende der Welt, jedenfalls kurz davor. Unwillkürlich fragt man sich bei der Lektüre: Was bedeutet es, woher ich komme? Es bedeutet nichts und es bedeutet alles!
Den Erzählband erhalten direkt bei Faber & Faber.
Clemens Meyer: Stäube
Faber & Faber 2021
Mit Fotografien von Bertram Kober