David Fuchs: Zwischen Mauern

26. November 2023 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)

David Fuchs lädt uns mit „Zwischen Mauern“ für sechs Nächte ins Pflegeheim ein. Sechs Nächte, um ein Leben zu beenden und sechs Nächte, um ein Leben zu ändern.

 

Abends stehen die Baukräne still

 

Mit dem Wortlaut der Zwischenüberschrift startet der Roman von David Fuchs. Um es vorwegzunehmen: Es ist ein kluger, einfühlsamer Roman, mit Meta, eigentlich Margareta Blum, in der Hauptrolle.

 

Meta arbeitet in einer Bank, möchte ehrenamtlich in einem Pflegeheim tätig sein, obgleich sie mit dieser Art Aufgabe wenig Erfahrung hat. Sie soll bei Herrn T. Sitzwache halten, nicht zuletzt, weil dieser in der Nacht häufig schreit.

 

Moses und Pomp

 

Die weiteren Nebenfiguren haben durchaus beredsame Namen, wenngleich die Ähnlichkeiten, die man vermuten könnten, durch die Gewohnheit und die Zeit verblasst sind. Moses ist der Nachtpfleger in diesem Heim, das eigentlich auf seine Auflösung wartet, denn nebenan hat ein neues Heim seine Türen geöffnet. Pomp ist der Arzt, der dieses Heim und seine Bewohnerinnen und Bewohner betreut, alten Zeiten nachtrauert. Abgestumpfte Gefühle, enttäusche Erwartungen, Ohnmächtigkeit – eine Reihe von Geschehnissen fokussiert ihre Gedanken auf sich selbst.

 

Metas Unvoreingenommenheit rüttelt diese Welt auf. Meta mag ihre Gedanken schweigen lassen. Zum Beispiel zu den Baukränen in der Nähe oder zu Gesprächen mit Frau E., eine Bewohnerin des Heimes, die in der Nacht vor Metas Ankunft gestorben ist. Meta findet die Nähe zu diesen Menschen, aus Frau E. wird Else.

 

Abstand

 

Moses, Angelika und Pomp haben es sich notgedrungen einfach gemacht. Sie halten Abstand zu den Menschen, die sie pflegen und betreuen. Es ist einfacher, diese Menschen Frau E., Frau L. oder Herrn T. zu nennen. Die Beschäftigung mit der Biografie dieser Menschen, mit ihren Gefühlen und ihren Gedanken bleibt so außer vor.

 

Außer die Gerüchte um Herrn T., die Meta beschäftigen. Hat er es aufgrund seiner Vergangenheit nicht verdient, menschenwürdig gepflegt zu werden? Ist es eine Art Gerechtigkeit, dass sein Lebensende unwürdig sein soll, quasi als Strafe für das, was er angeblich anderen Menschen angetan hat. Meta muss dafür eine Antwort finden. Vielleicht, wie wir alle. David Fuchs geht ein schwieriges Thema mit viel Fingerspitzengefühl an. Er lässt Redundanzen nicht in sein Buch, keine Sentimentalitäten und Mitleid, die hier auch Fehl am Platze wären.

 

David Fuchs: Zwischen Mauern

 

Haymon Verlag 2023

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