11. Juni 2022 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Wenn ein Schauspieler über einen Schauspieler schreibt, könnte das authentisch werden. In Ethan Hawke „Hell strahlt die Dunkelheit“ überwiegen jedoch Selbstmitleid und Stereotype.
Ich, ich und ich
In der Buchbeschreibung steht mal wieder jener Satz, der mich zur Verzweiflung treibt wie Prologe und Vorwörter: Es ist der bisher persönlichste Roman von ...“ Ein schlechter Start ins Buch.
Ethan Hawke ist Schauspieler und Schriftsteller. In letzterer Funktion schreibt er in „Hell strahlt die Dunkelheit“ über einen Schauspieler. Wir lernen also William Harding kennen, einen bekannten Kinoschauspieler, der seine Frau betrogen hat. Nun haben sie sich getrennt, worüber die Presse ausführlich berichtet.
Theater als Therapie
Erzählt wird uns dies aus der Ich-Perspektive des Schauspielers. Und der ist ziemlich mit sich selbst beschäftigt. Seine Gefühle, seine Taten oder anders; ich, ich und ich.
Dabei entspricht er durchaus den Stereotypen, unter denen die meisten bekannten Prominenten abgelegt werden. Alkohol und Sex, Fans und Oberflächlichkeiten sind hier an der Tagesordnung. Bedeutet das Attribut, dass es sich um Hawkes persönlichstes Buch handelt, dass die Stereotype authentisch sind oder dass Hawke selbst so lebt?
Unser Schauspieler jedenfalls sucht Trost in Sex und Alkohol und spielt zur Therapie Theater. Mehr Stereotype gehen wirklich nicht. Und leider finden wir hier auch den Fehler, der bei Ich-Perspektiven tunlichst zu vermeiden ist: Selbstmitleid.
Sprachlich derb
Sprachlich bleibt der Autor auf einem derben Niveau, allerdings nicht niveaulos. Wahrscheinlich soll dies die Mir-relativ-egal-Stimmung charakterisieren, die der Held ob seiner Trennung hat. Es ist aber wie es klingt: derb. Zum Glück bildet das Shakespeare-Stück ein sprachliches Gegenstück. So lässt mich Ethan Hawke mit seinem wohl persönlichsten Roman etwas ratlos zurück.
Ethan Hawke: Hell strahlt die Dunkelheit
Aus dem amerikanischen Englisch von Kristian Lutze
Kiepenheuer & Witsch 2021