15. August 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Gegen die Regel „Erst das Buch, dann der Film“ verstößt die Adaption „Der Klavierspieler vom Gare du Nord“ von Gabriel Katz erfolgreich und überzeugend. Besonders gelungen ist die Sprach-Diversität der beiden Hauptfiguren.
Pierre
Pierre Geither ist Leiter des Konversatoriums National Supérieur de Musique. Vor zwei Jahren verlor er den Sohn und spürt in Ehe und Beruf eine Stumpfheit, die bis zur Selbstaufgabe reicht.
Dann hört er einen Jungen auf dem Piano am Gare du Nord Bach spielen. Er erkennt das Talent des Jungen und zugleich gibt ihm das Spiel neuen Lebensmut.
Mathieu
Dieser Junge ist Mathieu, der in einem Lager arbeitet, um seine Mutter und den jüngeren Bruder zu unterstützen. Die Visitenkarte, die ihm Pierre aufdrängt, nimmt er nur widerwillig.
Bei einem Einbruch mit seinen Freunden wird er von der Polizei festgenommen. Er muss Sozialstunden ableisten und hat die Idee, Pierre zu bitten. Diese engagiert ihn als Reinigungskraft im Konversatorium. Hier lernt Mathieu Anna kennen.
Rach 2
Pierre hat anderes mit Mathieu vor. Er zwingt ihn, Musikunterricht zu nehmen und zwar bei der „Comtess“. Pierre schlägt den unbekannten Pianisten gegen alle Widerstände für den Grand Prix d`Excellence vor.
Erzählt wird die Handlung abwechselnd von Pierre und Mathieu jeweils in der Ich-Perspektive. Besonders gelungen ist dabei die unterschiedliche Sprache, die beiden Charakteren eigen ist. Der Autor arbeitet exzellent die Entwicklung der Figuren heraus und weis dies anschaulich darzustellen. Mit „Der Klavierspieler vom Gare du Nord“ gelingt Katz mehr als eine Adaption des Films. Er schafft ein eigenständiges Kunstwerk mit überzeugenden Figuren, stimmiger Handlung und feiner Sprache.
Hier gibt es den Roman direkt beim Verlag.
Gabriel Katz: Der Klavierspieler vom Gare du Nord
Fischer 2021
Aus dem Französischen von Eva Scharenberg und Anne Thomas
352 Seiten