28. September 2022 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Ein guter Einstieg ist nicht alles; auf jeden Fall ein guter Beginn. Helena Adler gelingt dies in „Fretten“. Reicht das als Grund für die Nominierung für den Österreichischen Buchpreis 2022.
Alte Bauernbaracke
Helena Adler zeigt wie es geht: „Ich wache auf im Kindskörper; im Innern der alten Bauernbaracke.“ Starker erster Satz, in dem das ganze Buch steckt. Offensichtlich geht es um`s Landleben; aber das ist zu kurz gedacht.
Helena Adlers Schreibstil ist alles andere als harmonisch eingängig. Eher sperrig, ehrlich, deutlich und unkonventionell. So ist das Landleben nur ein Aspekt in einem vielschichtigen Roman.
Abmühen
Fretten ist süddeutsch oder österreichisch und steht für sich abmühen, plagen, aufreiben, wund reiben. Die Protagonistin hat genau dies nicht vor und landet doch genau dort.
Auf dem Weg aus dem Landleben gerät sie in das Landleben der Moderne, dessen Hoffnungslosigkeit in Rebellion äußert. „Fretten“ ist auch ein Buch über das Erwachsenwerden.
Kraftvolle Bildsprache
Oftmals reicht es aus, unkonventionell zu sein, damit Literatur Beachtung findet. Helena Adler hat allerdings auch etwas zu sagen und kann dies durch kraftvolle Bildsprache tun.
„Fretten“ ist ein Roman mit einem hervorragenden Anfangssatz. Darüber hinaus kann er mit Sprache und Inhalt überzeugen. So lernen wir: Ein guter erster Satz ist toll, besonders wenn es in dieser Art und Weise weitergeht und endet.
Helena Adler: Fretten
Jung und Jung 2022