07. Dezember 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Geister-, Parallelwelt und Realität: In Hwang Sok-Yongs „Vertraute Welt“ haben viele Szenarien ihren Platz. Einschließlich Glupschaug und Glatzfleck. Mitgesammelt auf LiteraTüren.
Blumeninsel
Wer sich bei dieser Zwischenüberschrift auf einem Sandstrand auf einer tropischen Insel wähnt, wird von dem südkoreanischen Schriftsteller alsbald auf den Boden der Wirklichkeit, besser auf die Müllhalde am Rande von Seoul, geholt.
Hier lebt der Protagonist, der 14jährige Glupschaug, zusammen mit seiner Mutter inmitten der gewaltigen Ansammlung der Reste der Wegwerfgesellschaft der 80ziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Hier, auf der Kehrseite der modernen Industriegesellschaft, hat sich eine Parallelwelt herausgeschält. Der „Baron“, der König der Halde, hat ein Auge auf die Glupschaug-Mutter geworfen.
Geisterwelt
Glupschaug wiederum mag den Stiefvater in Spe nicht. Wohl aber dessen Sohn Glatzfleck. Die Freundschaft der beiden steht im Fokus des Romans.
Neben der Müllhalden-Parallelwelt entführt uns der Autor in eine Geisterwelt. Auch diese bleibt von Müll und Umweltverschmutzung nicht verschont.
Nüchtern betrachtet
Der Autor hält mit einer nüchternen, beinahe sachlichen, Sprache Leserin und Leser auf Abstand, der erforderlich ist, um nicht zu Sentimentalisieren. Meisterhaft bleibt die Sprache im Hintergrund und lässt Handlung und die „Blumeninsel“ für sich erzählen.
Mag der Roman auch in den 1980zigern spielen und aus dem Jahr 2011 (im Original) stammen: An seiner Zeitangemessenheit hat er nicht eine Sekunde eingebüßt.
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Hwang Sok-Yong: Vertraute Welt
Europa Verlag 2021
Aus dem Koreanischem von Andreas Schirmer
208 Seiten