24. Januar 2021 - Erzählband Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Mit vier Erzählungen schmiedet Kenneth Bonert eine Hommage an seine Wahlheimat „Toronto“. Da sich die Nacht im Untertitel findet, beinhaltet sie auch Zweifel.
Multikulturelles Toronto
Die kanadische Stadt Toronto gilt als multikulturell und aufgeschlossen Fremden gegenüber. Der Südafrikaner Kenneth Bonert will in seinem Erzählband „Toronto“ diese Gesellschaft und Kultur darstellen und zugleich unter der Oberfläche dieses „Vorurteils“ kratzen.
Er müht sich diese Absicht in insgesamt vier Erzählungen zu realisieren. „Familienangelegenheiten“, „Berührung“, „Das Paradies“ und „Willkommen im Eishotel“ heißen die vier Erzählungen, die durch die Stadt Toronto und zwischenmenschliche Beziehungen verbunden sind.
Professioneller Erzähler mit starker Absicht
Wenn die Absicht eines Buches zu offensichtlich wird, muss dies nicht zwangsläufig schlecht sein. Der Wille des Autors, dem multikulturellen Toronto auf die Spur zu kommen, kann man in jedem Satz lesen und lässt mich ambivalent zurück.
Es sind gute Geschichten mit tiefgründigen Charakteren, mit authentischen Handlungen und einer Liebeserklärung an Toronto. So weit, so gut: Wäre dort nicht der Autor, der seine Meinung zu stark einfließen lässt.
Einmal durch Toronto in die Nacht
Die Lektüre von „Toronto“ bietet gleichwohl hohen Lesespaß und die Kritik nur eine schwache Note. Der Erzählband weiß die Sehnsucht zu wecken, diese Stadt kennenzulernen, sie wie die Protagonistinnen und Protagonisten mit der eigenen Lebensgeschichte zu verbinden. Ein Traum, wahr geworden für einige Lesestunden.
Den Erzählband finden Sie hier direkt beim Verlag.
Kenneth Bonert: Toronto: Was uns durch die Nacht trägt
Aus dem Kanadischen von Stefanie Schäfer
Diogenes 2021