30. Dezember 2021
Wenn ein Romankonzept zu wirklichkeitstreu ist, kann es absurd-grotesk werden. Mit diesem Gedanken spielt Linus Reichlin in „Señor Herreras blühende Intuition“.
Yoga, Blutdruck senken und Klosterleben
Ich-Erzähler Leo Renz reist in das abgelegene Kloster Santa Maria de Bonval in Spanien. Im Kopf hat er Erholung einschließlich Yoga, Blutdruck senken und ein Romankonzept. Hierzu kommt ihm der Aufenthalt im Kloster gelegen, denn in einem solchen soll auch sein zukünftiger Roman spielen.
Gästebetreuer Herrera kann alles außer kochen und Gäste betreuen. Leo ist einzige Gast in der Anlage. Neben Herrera leben hier nur noch vier Nonnen. Die zählen aber fast gar nicht, denn sie haben ein Schweigegelübde abgelegt. Dafür redet Herrera umso mehr.
Romankonzept als Realität
Leo erzählt dem Gästebetreuer von seinem Romankonzept, in dem auch eine „falsche“ Nonne vorkommt. Seine Romanfigur versteckt sind in dieser Verkleidung vor den Schergen der libanesischen Mafia. Dies findet Herrera sonderbar, denn auch in „seinem“ Kloster gibt es eine Nonne, die, vermutet er, keine ist.
Nun ja, fährt Renz fort, da gibt es noch einen Gemüsehändler, der früher ein Matador war. Wie ich!, möchte Herrera an diesem Punkt ausrufen. Spätestens ab hier nimmt die Handlung eine fast groteske Dynamik an.
Humorvoll unterhaltsam
Während die Leserin und der Leser zu Beginn des Romans leise aufstöhnen könnte, ob der so häufig gelesenen Story vom suchenden Schriftsteller, gewinnt der Roman im Laufe der Geschichte, was vor allem an der grotesk-absurden Wandlung der Handlung liegt. Eine humorvoll-unterhaltsame Lektüre.
Den Roman finden Sie hier direkt beim Verlag.
Linus Reichlin: Señor Herreras blühende Intuition
Galiani 2021