24. September 2022 - Prosastücke Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Die Definition von Schrott kann Altmetall oder unbrauchbares Zeug bedeuten. Martin Städeli passt mit seinem „Schrott“ in keine der beiden Wortbedeutungen und gründet kurzerhand Nachhaltigkeit in der Literatur.
Altmetall-Sammlung
15 größere und viele kleinere Prosatsücke versammelt Martin Städeli unter dem Decknamen „Schrott“. Prosastücke, weil nicht alle von ihnen einem Genre zuordbar sind.
Die Form spielt bei „Schrott“ aber auch eine untergeordnete Rolle. Wie zum Beispiel beim Stück „Listen“, das fast wie Lyrik aufgebaut ist und gleichwohl mit einer prächtigen Pointe schließt.
Wie man mit unbrauchbarem Zeug unterhalten kann
Städeli hat ganz offensichtlich die Absicht, Leserin und Leser zu unterhalten. Die Absicht setzt der Autor gekonnt um. Zum Beispiel mit „Land und Leute“. Hier wendet er zwischen den Aussagen Kausalzusammenhänge an und folgert so zu erstaunlichen Erkenntnissen.
Zum Beispiel, wenn die Schweiz es als ihre Aufgabe ansieht, dafür zu sorgen, dass man trotz der Berge, die in der Schweiz (im Wege) stehen, auf die jeweils andere Seite gelangt. Deshalb werden hier unablässig Tunnel gebohrt und Brücken gebaut.
Oder die sprichwörtliche Neutralität des Landes. „Die Schweiz ist neutral. Wer neutral ist, braucht sich nicht zu entscheiden. Wer sich nicht entscheiden braucht, hat immer recht. Wer immer recht hat, darf die anderen belehren.“ Heureka und ein Hoch auf die Schweiz!
Mit Schrott unterhalten
Martin Städeli tritt den Beweis an, mit Unbrauchbaren können Menschen prächtig unterhalten werden. Damit liegt er überdies voll im Trend. Nachhaltigkeit und Mehrfachverwertung findet mit „Schrott“ auch in der Literatur ihren Platz. Wie schön!
Martin Städeli: Schrott
boox-verlag 2022
Cello (Freitag, 04 November 2022 20:25)
Einfach eine herrliche Lektüre mit fantastischen Überraschungen :-)