19. November 2022 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Identität kann auf vielerlei Art und Weise interpretiert werden. In der Regel aber wird sie gesucht. Wie auch im Roman „Identitti“ von Mithu Sanyal.
Zwischen den Identitäten
Protagonistin Nivedita Anand ist auf der Suche nach ihrer Identität. Eigentlich auch nicht, denn sie weiß ganz genau, wo sie herkommt, wo sie ist und wo sie hin will. Es sind in der Regel die anderen, die es nicht kapieren.
Wäre sie wie ihre Cousine in England, wäre dies alles vielleicht keinen Roman wert. Schließlich gibt es dort eine indische Gemeinschaft, in der man/frau die Identität ausleben kann.
Zwischen Polen und Indien liegt Deutschland
Nivedita ist nämlich halb polnischer und halb indischer Herkunft. Wäre eigentlich nicht so wichtig, aber irgendwie schauen die anderen immer darauf.
Da tut einem eine Professorin Sarastwati richtig gut; besonders wenn man bei ihr Postkolonialismus studiert. Das Verhältnis der beiden Frauen ändert sich, als herauskommt, dass die Professorin eine „Weiße“ ist und nicht, wie sie selbst immer behauptet hat, eine PoC.
Humor hilft
Die Autorin geht das Thema erfreulich humorvoll an. Sie skizziert feinfühlig Figuren, die frech von der Leber weg reden und denken. Na klar, die Themen sind aktuell. Doch der Roman lebt davon nicht allein.
Sprache, Handlung und vor allem Dialoge und Figurenzeichnung können unabhängig davon überzeugen.
Mithu Sanyal: Identitti
Carl Hanser Verlag 2021