08. Oktober 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
„Vati“, von Monika Helfer, liest viel. Entstanden ist der Roman laut Autorin ganz übermütig. Mit diesem Übermut kam er auf etliche Listen, unter anderen auf die für den Deutschen und Österreichischen Buchpreis 2021.
Nennt mich „Vati“
Man könnte mutmaßen, und läge damit vollkommen falsch, dass der Titel den Verknappungstendenzen der Autorin geschuldet ist. Gleich der erste Absatz räumt mit dieser Theorie auf: Er, der Vater, wollte so genannt werden. Zum Start werden einige Fragen aufgeworfen. Warum Vati? Warum eine andere Vergangenheit? Welche wäre das? Warum sollte mich das interessieren?
Gerade die letztere Frage stellt sich mir in dem Kontext, denn „Vati“ ist ganz offensichtlich ein sehr persönliches Buch von Monika Helfer. Diese Hürde gilt es für die Leserin und den Leser zu überwinden, denn hernach offenbart sich ein kleines literarisches Schatzstück.
Fluchten
Der Vati ist eine Art Flüchtling. Er flüchtet in die heile Welt der Bibliothek des Kriegsopfer-Erholungsheimes. Er flüchtet nach dem Tod der Mutter vor seiner Verantwortung als Vater. Er flüchtet vor dem Leben in das Reich der Literatur.
Monika Helfers Roman „Vati“ ist, berichtet sie, fast im Übermut nach dem Erfolg von „Die Bagage“ entstanden. Er gleicht dem Bestseller in seiner knappen Wortwahl, in der Kunst der Autorin, auf den Punkt zu kommen.
Taumeln zwischen Himmel und Hölle
Es ist die Geschichte einer Generation, die ihr Leben einer idiotischen, fatalen Idee verschenkten und verschenkten mussten. Sie hatten das Recht, sich in einer andere Welt zu flüchten. Obgleich sie das für das Leben danach unfähig machten.
Wenn Monika Helfer ihre persönliche Familiengeschichte mit „Vati“ vervollständigt, schafft sie auch ein Zeugnis der Zeit für nachfolgende Generationen. Mit ihrer präzisen Sprache schafft sie eine schöne Verschwommenheit, die so selten in unseren Büchern geworden ist.
Den Roman erhalten Sie hier direkt beim Verlag.
Monika Helfer: Vati
Hanser Verlag 2021
176 Seiten