19. Oktober 2023 - Geschichtenband Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Softhorrorgeschichten begegnet man auch nicht allerorts. Sie ergeben sich häufig aus dem Alltäglichen, zeigt uns Nina Heller mit „Nachts sind alle Katzen“. Ja, was eigentlich, fragt @LiteraTüren.
Neun Storys
Die kurze Geschichte bekommt noch immer viel zu wenig Beachtung. Wie filigran im Aufbau, wie verdichtet Sprache und Handlung in dieser Gattung sind, zeigt uns eindrucksvoll Nina Heller im Geschichtenband „Nachts sind alle Katzen“. Als wären die Geschichten nicht schon von Natur aus mit Spannung ausgestattet, handelt es sich bei den neun Geschichten in Hellers Band um Softhorrorgeschichten.
Grundsätzlich lässt sich nicht viel anfangen mit solch vorgegebenen Eigenschaften. Wenn aber Nora und Miriam in der Anfangsgeschichte sich fragen: „Wieso willst du mich eigentlich überfahren?“, läuft einem der Schauer über den Rücken. In „Pferdemädchen“ geht es um mehr als um die Aufarbeitung eines Reitunfalls.
Ambivalente Protagonistinnen
Wir wissen: Horror kommt ganz oft aus (falschen) Ahnungen. Und Ahnungen wiederum sind bekanntlich Vorstellungen ohne Wissen. Alle neun Geschichten werden von den jeweiligen Protagonistinnen getragen, die gleichzeitig ambivalent und dennoch authentisch wirken in dieser ambivalenten Zeit.
Dazu passt Nina Hellers klare, fast schnörkellose direkte Sprache. Ein gutes Beispiel, wie deutliche Sprache Geheimnisse schaffen kann.
Keine Gute-Nacht-Lektüre
Wer auf der Suche nach einer leichten Lektüre ist, um besser einzuschlafen, sollte um den Band einen Bogen machen. Es sei denn, man sucht einen aufregenden Traum.
Zu lange hallen die Geschichten und ihre Figuren im Geiste nach. Aber macht nicht genau das ein gutes Buch aus?
Nina Heller: Nachts sind alle Katzen
Gans Verlag 2023