30. September 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Morituri lässt sich mit Todgeweihte übersetzen. Dem Tode geweiht sind wir irgendwie alle. In Olga Flors Roman „Morituri“ geht es mithin auch um die Menschheit im Allgemeinen und die in einem kleinen österreichischen Flecken im Besonderen. Mit kurzen Kapiteln, reichlich Monologen und sprachlichen Spielen schafft das Buch es auf die Longlist des Österreichischen Buchpreises 2021.
Parabiose
Erzählt wird der Roman in knapp sechzig kurzen Kapiteln aus der Sicht verschiedener Personen. Zum Beispiel aus dem Blickwinkel von Maximilian, dem Aussteiger-Architekt oder der Bürgermeisterin Susanne oder wieder aus der Sicht von Ruth, der Tochter von Maximilian. Jeder hat so seine eigenen Probleme und Ambitionen.
Die profitgierige Bürgermeisterin beispielsweise möchte die Gemeinde durch das Good Life Center ankurbeln. Dabei handelt es sich jedoch um eine Firma für avancierte Biomedizin. Konkret werden hier die ersten Tests in Parabiose unternommen. Auch Maximilian meldet sich an.
Parabel
Olga Flor macht es der Leserin und dem Leser keinesfalls einfach. Sprachliche Harmonien finden sich eher selten. Der Anspruch scheint ein anderer zu sein. Dies darf man nicht falsch verstehen: Die sprachlichen Bilder haben ihren Reiz.
Da gibt es das trachtige Einstecktüchlein, in dem der original großväterlicher Rotz im übertragenen und vielleicht auch wortwörtlichen Sinne steckt. „Morituri“ ist beileibe kein Roman zum schnellen und leichten Lesen. Dafür wurde er auch nicht geschaffen. Der Roman ist vielmehr eine Parabel auf das aktuelle Geschehen im Kleinen und Großen, der mit seinen sprachlichen Akzentuierungen zu überzeugen weiß.
Den Roman erhalten Sie hier direkt beim Verlag.
Olga Flor: Morituri
Jung und Jung 2021