12. Juni 2022 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Hoffnung auf das Leben ist stärker als der Tod. Von Trauer und ihrer Bewältigung erzählt Puk Qvortrup in „In einen Stern“. Beeindruckt auf @LiteraTüren.
Starker Beginn
Starke erste Sätze: „Wir liegen zu dritt im Bett. Einer ist noch nicht geboren, einer ist tot, ich aber bin am Leben.“ Wenn man das Buch „In einen Stern“ von Puk Qvortrup zusammenfassen müsste, wäre diese die perfekte Beschreibung.
Die Heldin und Ich-Erzählerin Puk ist mit dem zweiten Kind schwanger und liegt im Krankenhaus neben ihrem toten Mann Lasse. Der ist beim Laufen umgefallen und nicht wieder aufgewacht. Ohne Vorwarnung, mitten aus dem Leben. Aus Puks Leben.
Die Phasen der Trauer
Resilienz, also die Fähigkeit, Schicksalsschläge zu verarbeiten, hat nichts mit Selbstmitleid zu tun. Gute Literatur auch nicht. Daran hält sich die Autorin in ihrem autofiktionalen Werk. Das bedeutet nicht, dass die Heldin in ihrem Buch sich selbst nicht bemitleiden darf.
Wir durchleben die Phasen der Trauer. Aber Heldin Puk hat Verbündete: ihre Kinder. Elmer, der zweijährige Junge, und das ungeborene Kind in ihrem Bauch. Sie sind die Hoffnung des Lebens, der Anker von Puk im Diesseits.
Fein gezeichnet
Wie uns bereits die ersten Sätze andeuten, finden wir in „In einen Stern“ ein sprachlich ausgezeichnetes Werk. Trotz Ich-Perspektive wird kein Selbstmitleid versprüht, bleibt Nähe oder Distanz auf der richtigen Entfernung. Hier werden moderne sprachliche Bilder verwendet, die nicht erklärt werden müssen.
Und auch die Grundaussage des Romans, nämlich die Stärke des Lebens (der Hoffnung), wird, so banal sie auch klingt, im Laufe der Geschichte aufgebaut und überaus authentisch vermittelt. Ein Roman mit einem traurigen Anlass aber ganz viel Lebenshoffnung.
Puk Qvortrup: In einen Stern
Aus dem Dänischen von Franziska Hübner
Fischer Verlag 2021