Sjón: CoDex 1962

04. Juni 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)

Machen wir uns nichts vor: Dieses Werk ist alles andere als leichte Kost. Nicht nur, weil es mit mehr als 600 Seiten per se ein gewisses Gewicht mit sich bringt. Ein modernes isländisches Märchen mit einer sportlichen Aufgabe an die Leserin und den Leser.

 

Alles beginnt mit einer Liebesgeschichte

 

Drei Teile beinhaltet das Werk, an dem der isländische Autor eigenen Bekundungen nach zwei Jahrzehnte lang geschrieben hat. Es beginnt, und hier finden wir einen der seltenen klaren logischen Fäden, mit einer Liebesgeschichte, formt sich zu einer Kriminalgeschichte im Mittelteil und wird zur Science-Fiction-Erzählung am Ende, das bei Sjón ja immer auch ein Anfang ist.

 

In der niedersächsischen Kleinstadt Kükenstadt trifft der jüdische Flüchtling Leo Löwe Maria-Sophie. Heimlich versorgt diese den Flüchtling und verliebt sich in ihn, obgleich sie bereits mit einem anderen Mann verlobt ist. Aus einem Lehmklumpen formen sie eine Gestalt, die Leo auf seiner weiteren Flucht nach Island mit nimmt und aus der Jósef geboren wird, besser wohl entsteht.

 

Verschachtelte Märchenwelt mit Realitätsbezug

 

Mit diesem Roman mutet Sjón der Leserin und dem Leser eine Menge zu. Nicht zuletzt, die einzelnen Fäden, die der Autor scheinbar aus lauter Fabulierfreude zieht, zu einem Garn zusammenzuzwirbeln. Offen bleibt, ob dies auch gelingt.

 

Die Handlung wird aus Erzählperspektiven berichtet, die mich so manches Mal an meinem Verstand zweifeln ließ. Sjón vereint zahlreiche Genres und Erzähltechniken.

 

Mutig oder frech?

 

Ist es nun mutig vom Autor, der Leserin und dem Leser solch ein Werk vorzulegen oder doch eher frech. Ich tendiere zum Ersteren und begründe dies mit der Nachhaltigkeit, mit der einzelne Passagen mir auch nach der Lektüre im Gedächtnis blieben.

 

Nun, Sjón zeigt auf jeden Fall Schneid, ein solches Buch zu schreiben. Solch einen Schneid sollte nicht unbelohnt bleiben.

 

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Sjón: CoDex 1962

Aus dem Isländischen von Betty Wahl

S. Fischer 2020

 

639 Seiten, Taschenbuch

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