1. Oktober 2023 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Was wäre, wenn man sein komplettes Leben tauschen könnte. Mit dem eines anderen. So geschehen in „Das gekaufte Leben“ von Tobias Sommer.
Leben zu verkaufen auf Ebay
Der erste Satz enthält eine Zeitangabe: „Noch zwölf Minuten und neun Sekunden“. Was es auf Ebay in jenen gut zwölf Minuten zu ersteigern ist, soll Protagonist Clemens Freitags sämtliche Probleme lösen. Er ersteigert sich für eine Viertelmillion Euro ein neues Leben.
Ist sein altes wirklich so verpfutscht, dass der Einsatz von 250.000 Euro es nicht wieder hinbiegen? Anders gesagt: Kann man vor seinen charakteristischen Problemen und Herausforderungen fliehen? Das ist gleich zu Beginn des Romans eines der Hauptfragen, die die Leserin und der Leser zunächst positiv bescheiden müssen, damit es weitergeht.
Zaun
Freitag ist der Höchstbietende und macht sich auf, sein neues Leben anzunehmen. Das besteht zunächst aus sehr materialistischen Dingen wie ein Haus mit Garten, Einrichtung, Auto usw. Aber auch aus Nachbarn, der Arbeit des Lebensverkäufers, seinem Hobby. Und das Ganze passiert in einem Dorf, das Zaun heißt.
Auch darauf muss man sich einlassen als Leserin und Leser. Clemens ist jedoch ein passabler Typ, der sich mit den meisten Menschen gut stellen kann und auch der Job, der er mitgekauft hat, ist einfach zu meistern und gut bezahlt. Warum hat Clemens das in seinem bisherigen Leben nicht geschafft?
Angeln
Wie immer im Leben: Was sich anfangs gut anlässt, kehrt sich schnell ins Gegenteil um. Auf jeden Fall wird es mysteriös und Clemens wird zusammen mit dem gekauften Leben auch in die Geheimnisse gezogen, die es in Zaun wie überall gibt.
„Das gekaufte Leben“ von Tobias Sommer ist ein wunderbares Gedankenexperiment, mit einem nicht völlig unwirklichen Szenario, auf das man sich einlassen muss. Bei näherer Betrachtung: Genau dafür sind doch Bücher da.
Tobias Sommer: Das gekaufte Leben
dtv 2022