4. Mai 2024 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Von Sigmund Freud haben wir alle schon einmal gehört; aber was wissen wir wirklich über den berühmten Analytiker. Tom Saller erzählt uns mehr durch die Geschichte von Anna Freud in „Ich bin Anna“.
Übermächtige Vater im Irrtum
Auch Sigmund Freud irrte sich. Besonders bei seiner anfänglichen Begeisterung aus Anlass des 1. Weltkrieges. Schnell wurde ihm sein Irrtum bewusst, insbesondere, als seine drei Söhne als Soldaten an die Front mussten.
Und auch der Rezensent verfällt einem – nur allzu leicht erklärlichen – Irrtum. „Ich bin Anna“ handelt mitnichten nur von Sigmund Freund. Gar zu übermächtig scheint der berühmte Analyst zu wirken. Tom Saller erzählt uns vornehmlich von Anna Freud.
Vom Erbe eines Giganten
Ohne den Vater geht es dennoch nicht. Zu übermächtig wirkt er in Annas Leben hinein, bestimmt den Rhythmus auch ihres Lebens und das nicht nur in der Kindheit. Ebenso wie Anna versuchen wir Leserinnen und Leser uns von dieser Strahlkraft des Vaters zu lösen.
Diese Absicht wird dadurch erschwert, dass Anna in die Fußstapfen des Vaters treten will und beide eine besondere Beziehung haben. Diese Beziehung und Annas Beziehung zu einem Patienten ihres Vaters bilden den Hintergrund des Romans.
Ich bin Anna
Der Autor beschreibt das Buch anschaulich in seiner eigenen Biografie: „Ich bin nicht nur Romancier, sondern auch Psychiater und Tiefenpsychologe.“ Nun, dieser Spagat lässt sich durchaus erlesen.
Die zwischen Sigmund und Anna wechselnden Blickwinkel führen diese These anschaulich zum Beweis. Über das Interesse an dem Vater gelingt es dem Autor, den Fokus nach und nach auf Anna zu lenken. Dies macht den besonderen Reiz dieses Romans letztlich aus.
Tom Saller: Ich bin Anna
Kanon Verlag 2024