Ein intelligentes Setting, starke Figuren, eine spannende Handlung und viel Fantasie wird nur durch einen schwachen Schluss getrübt. Sonja Rüthers „Geistkrieger“ wird von Robert Frank meisterhaft vorgetragen.

Rassismus im Paradies

Die Autorin überrascht vom ersten Wort an. Powtanka ist ein alternatives Amerika, das zwar auch von den Wikingern entdeckt wurde, sich ab diesem Zeitpunkt anders als unser Nordamerika entwickelt hat. Die Stämme der Ureinwohner vereinigten sich und entwickelten neben einer umweltbewussten Technologie auch ein natürliches Misstrauen gegenüber Fremden.

Oder ist es gar Rassismus, dass den Wasicun, abgeleitet aus der Bezeichnung der Sioux für Weiße, von den Powtankanerinnen und Powtankanern entgegenschlägt. Besonders Finnley muss dies spüren. Der Schotte ist seiner Verlobten Taima zuliebe nach Powtanka gekommen. Die Tätowierungen in seinem Gesicht lassen ihn wie eine Maschine aussehen. Seine Unwissenheit gegenüber den Bräuchen in Powtanka bringen ihm bestenfalls Verachtung ein.

Spezialeinheit Geistkrieger

Als Personenschützer liegt es nahe, dass er sich bei der Polizei bewirbt und zu seiner Überraschung wird er angenommen. Er gehört zum Team der Geistkrieger, einer Spezialeinheit, die sich mit spirituellen Verbrechen befasst. Zur Einheit gehören Deidra, Tate und die Schamanin Chenoa. Ob Finnley hier bestehen kann?

Arbeit gibt es reichlich. Mehrere Morde, die mit Totems in Verbindung stehen, lassen den Teammitgliedern und den Hörerinnen und Hörern kaum Luft zum Atmen. Bei der Ermittlungsarbeit lernen wir auch die Figuren besser kennen.

Hah-ue oder Hallo? Was ist mit dem Ende?

Es ist eine fabelhaft umgesetzte Alternativ-Welt, die Sonja Rüther in „Geistkrieger“ beschreibt. Trotz dem Fokus auf der Handlung, werden die Figuren gut entwickelt, bleibt die Sprache klar, exakt und literarisch hochwertig.

Bei so viel Positivem enttäuscht der Schluss. Er verstößt gegen ein Literaturgesetz: Alle aufgeworfenen Konflikte müssen befriedigt aufgeklärt werden. Es tröstet die Information, dass dieses Buch als Auftakt einer Reihe fungiert. Der Köder ist hier leider zu offensichtlich geraten.

Robert Frank trägt den Roman als Sprecher vor und hat damit viel zu tun. Hier wird geschrien und gerufen, gebrüllt und gewispert und das von vielen verschiedenen Figuren. Frank meistert diese Herausforderung und trägt seinen Teil zu einem gelungenen Hörbuch bei. Was fehlt? Teil 2!

Sonja Rüther: Geistkrieger: Feuertaufe

Argon Verlag 2021

Gesprochen von Robert Frank