10. Juni 2023 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Wörter sind Waffen, zuweilen schlimmer als solche als Stahl und Pulver. Louise Erdrich bringt uns mit „Der Nachtwächter“ einem fast vergessenen Teil der amerikanischen Geschichte nahe.
Turtle Mountain Band of Cippewa
Louise Erdrichs Roman „Der Nachtwächter“ spielt in den 50ziger Jahren des letzten Jahrhunderts (auch Jahrtausends). Thomas Wazhashk ist der Protagonist und der Namensgeber des Romans. Wazhashk ist der nächtliche Aufpasser in einer Lagerfabrik im Indianer-Reservat.
Thomas ist aber auch der Vorsitzende des Stammesrats der Cippewa. In dieser Eigenschaft hat er eine Menge Briefe zu schreiben. Zum Beispiel als es um die Ansiedlung der Lagerfabrik ging, wenn er die Elektrifizierung des Landstriches fordert und sich weiter für seinen Stamm einsetzt.
Stammesrat
Doch das Reservat und damit der ganze Stamm sind in Gefahr. Anfang der 1950ziger Jahre trieb die US-Regierung die sogenannte „Terminationspolitik“ voran. Diese beinhaltete die Auflösung der Reservate und damit die Inklusion der indigenen Ureinwohner in die Bevölkerung.
Was sich auf dem ersten Blick vielleicht gut anhört, ist von den Cippewa nicht gewollt. Sie möchten nicht in den Amerikanerinnen und Amerikaner aufgehen und damit ihre Kultur, ihre Sprache, ihre Herkunft verlieren. Thomas kämpft dagegen unter anderem mit Worten.
Geschichte des Großvaters
Die Autorin erzählt die Geschichte ihres Großvaters. Auch die weiteren Figuren sind an Menschen aus jener Zeit angelehnt. Auf diese Weise wird der Roman zu einem Stück Zeitgeschichte über ein fast vergessenes Puzzle der nordamerikanischen Geschichte.
Louise Erdrich: Der Nachtwächter
Aus dem Amerikanischen von Gesine Schröder
Aufbau Verlag 2021