19. November 2021 - Roman Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Die Heimat verlassen zu müssen, ist ein Trauma. Eine Flucht im Winter, mit Kindern, vor und mit sich der Feind, ein lebensgefährliches Unterfangen. Mark Sullivan berichtet uns von einer solchen Flucht in „Das letzte grüne Tal“
Wider die Vorworte
Prologe und Vorworte sind für gute Roman so entbehrlich wie ein kaputter Fahrstuhl. Mark Sullivan nutzt ein Vorwort, wohl, um auf den Roman einzustimmen. Dabei hat der das gar nicht nötig. Warum das Vorwort nicht als Nachwort, dann bin ich nicht gezwungen es zu lesen? Bei Sullivan ist die Antwort einfach: Ein Nachwort gibt es auch. Hier gibt es viel um den Roman herum zu schreiben. Dabei interessieren mich doch zuerst Handlung und Figuren.
Auf der Flucht vor allen
Adeline und Emil, mit ihren Söhnen Wilhelm und Waldemar, befinden sich auf der Flucht von ihrer Heimat in der Ukraine Richtung Westen. Als Deutsche oder Deutschstämmige fliehen sie vor der anmarschierenden Roten Armee. Aber auch den Nationalsozialisten trauen sie nicht.
Mit ihrem Fuhrwerk befinden sie sich mitten im Flüchtlingstreck. Emil geht es vor allem um das Leben. „Ein Haus ist nur ein Haus“, denkt er. Adeline hingegen sieht auch die anderen Menschen und versucht zu helfen, auch wenn es ihrer Familie schaden könnte.
Wechselnde Perspektiven
Leider bleibt der Autor nicht chronologisch im Vorantreiben der Handlung, sondern durchsiebt sie mit Rückblenden. Erzählt wird die Geschichte abwechselnd von Adeline und Emil, manchmal wechselt die Perspektive auch innerhalb einer Szene, gekennzeichnet durch mittig gesetzte drei Sternchen.
Das macht es der Leserin und dem Leser nicht einfach. Schön jedoch, wie der Autor Adeline den Westen beschreiben lässt, als Willi sie danach fragt. Sie schildert den Westen als schönes grünes Tal. Das Ziel (Westen) muss nicht Deutschland sein, auch eine Flucht über den Ozean ist möglich.
Mark Sullivan: Das letzte grüne Tal
Tinte & Feder 2021
Aus dem Amerikanischen von Peter Groth