23. April 2023 - Roman/Sachbuch Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Entdeckungen und Abenteuer haben die Zeit der Aufklärung geprägt. Von einer solchen Reise erzählt das Buch „Breitengrad“ von Nicholas Crane.
Geodätische Expedition
Die Einsortierung von Nicholas Cranes „Breitengrad“ in ein Genre fällt nicht leicht. Positiv ausgedrückt lässt es sich sowohl unter dem Historischen Roman als auch das Sachbuch subsumieren. Der nüchterne, weitgehend dialogfreie Stil spricht eher für das Letztere.
Davon unbeeindruckt erzählt der Autor uns die Geschichte der Geodätischen Expedition, die 1735 von Frankreich aus Richtung Peru aufbrach. Anlass der Reise war nicht mehr und nicht weniger die Suche nach der Antwort auf die wohl wichtigste Frage der Geografie jener Zeit.
Gestreckt oder abgeflacht, dass ist hier die Frage
Was beim Menschenbauch keine Frage zulässt, teilte die Menschheit damals in zwei Lager: Was ist richtig, flach oder gestreckt. Dabei ging es natürlich um die Form der Erde.
Das die Erdkugel nicht hundertprozentig rund war, wusste man bereits. Man war sich nicht sicher, ob die Pole gestreckt oder flach waren. Die herausragenden Verfechter der beiden Theorien waren René Descartes (gestreckt) und Isaac Newton (flach).
Internationale Kooperation
Diese Frage zu klären war Auftrag dreier französischer Wissenschaftler (Godin, Bouguer und de La Condamine). Begleitet wurden sie von zwei „intelligenten“ Spaniern, sodass wir hier mit Fug und Recht von einer internationalen Expedition sprechen können. Ziel war, den Breitengrad am Äquator zu vermessen.
Nicholas Crane schildert die Expedition chronologisch wie ein Sachbuch und muss dennoch naturgemäß auf fiktionale Elemente zurückgreifen, um die Stellen zu füllen, die die Geschichtsschreibung offen gelassen hat. „Breitengrad“ ist ein Buch mit wissenschaftlichen Anspruch und prosaischer Lesbarkeit.
Das Buch gibt es hier direkt beim Verlag.
Nicholas Crane: Breitengrad
Übersetzung Kathrin Lichtenberg
Midas 2022