Das Freibad ist in die Jahre gekommen. Mitnichten! Bei Arno Frank wird es mit einem „Seemann vom Siebener“ wiederbelebt. Ausgezeichnet vorgetragen von Hans Löw.

Wie man Figuren belebt

Das Hörbuch „Seemann vom Siebener“ von Arno Frank ist in vielerlei Hinsicht ein vollkommenes Stück Literatur. Wie ein perfektes Tortenstück, das vom Boden bis zur Kirsche. Ein Lehrstück und überhaupt nicht trocken.

Beginnen wir mit der Handlung, die praktisch wie ein Kammerstück nur an einem Ort spielt: im Freibad. Wir lernen Kiontke, den übergewichtigen Bademeister, und Renate kennen, die an der Kasse sitzt. Melanie führt die Bärengruppe und Isobel, die verrentete Lateinlehrerin. Da sind auch Lennie und Jo, die eigentlich bei Max Beerdigung sein sollten. Und obgleich wir das Freibad nie verlassen, ist uns ganz anders als langweilig und schon gar nicht antiquiert zumute. Das liegt auch an den Figuren, die im Hörbuch sehr lebendig agieren.

Bilder mit allen Sinnen

Zwar gibt es eine Ich-Erzählerin, aber es gibt noch weitere Blickwinkel, aus denen die Geschichte erzählt wird. Alle Handlungen überlappen sich, führen zueinander und wieder voneinander.

Erzählt wird für alle Sinne. Treffende Bilder, erfrischend ungewöhnlich und weit weg von Klischee. Sie sind so frisch wie die ersten Blätter, die im Frühling weithin hellgrün strahlen.

Wie man Zeitsprünge unsichtbar macht

Wir lernen im „Seemann vom Siebener“ wie Autorin und Autor Zeitsprünge, wie etwa Erinnerungen, nie wieder scheuen müssen oder wie diese Leserin und Leser nicht aus dem Lesefluss reißen.

Arno Frank gestaltet die Übergänge zwischen Gegenwart und Vergangenheit fließend, lässt sie ineinander übergehen und wieder zueinander finden. Am besten wird dies bei Isobel deutlich, die gerne in die Vergangenheit driftet, jedoch den Bezug zur Gegenwart nicht verliert.

Ein Sonderlob gebührt Hans Löw, der immer den richtigen Ton trifft und bei diesen vielen Blickwinkeln gut gefordert ist.

Arno Frank: Seemann vom Siebener

Gesprochen von Hans Löw

Jumbo 2023