20. März 2022 - Hörbuch Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Obgleich Dystopien etwas Zukünftiges sind, hat man manchmal das Gefühl, man kennt sie schon. Beim Hörbuch „Die Perfekten“ von Caroline Brinkmann fehlt es an Perfektion, was nicht an Sprecherin/Sprecher Lea Fleck und Julian Horeyseck liegt.
Grey, Rain und Storm
Wir befinden uns in Grey, einer Art Distrikt eines zukünftigen Landes Hope. Hier lebt die Protagonistin Rain mit ihrer Mutter Storm als Unregistrierte, die auch als Ghost bezeichnet werden.
In dieser zukünftigen Welt sind Menschen nach Gen-Klassen eingeteilt, die auf ihren Arm tätowiert sind. Neben den Menschen gibt es noch die Gesegneten, auf die wir später zu sprechen kommen. Rain jedenfalls ist ein Geist und muss sich verstecken, denn Geister werden von den Mächtigen gejagt.
Vom Geist zur Gesegneten
Nun, Rain wird verraten, weil sie eine der eisernen Regeln von Storm verletzt: Vertraue niemanden. Verräter ist der zweite Protagonist Lark, einem Anwärter auf einen Platz als Sentinel, eine Art Polizei. Bevor Rain hingerichtet wird, ergibt sich auf wunderbare Weise, dass sie eine Gesegnete ist.
Gesegnete sind die Perfekten, die Vollkommenden, kurzum die Herrscher von Hope. Rain wird von der Ghost zur Gesegneten. Auch stellt sich heraus, dass Storm nicht ihre Mutter ist. Rain lebt jetzt als Prinzessin in Aventin, der goldenen Stadt.
Von betrogenen Leserinnen und Lesern
Romane und Hörbücher haben immer einen Vorschuss an Vertrauen. Den zu verzehren ist schwer. Hat aber Leserin und Leser, Hörerin und Hörer einmal dieses Vorschuss-Vertrauen verloren, ist es fast unmöglich, es wieder herzustellen.
Caroline Brinkmanns „Die Perfekten“ tragen viele Elemente von bereits bekannten Romanen dieses Genres in sich. Insbesondere die Ähnlichkeit mit „Tribute von Panem“ sind auffällig. Sobald dies bewusst wird, fällt es schwer, sich auf die Handlung zu konzentrieren, weil man immer unbewusst nach weiteren Ähnlichkeiten sucht.
Die Teilung in zwei Perspektiven, Rains und Larks, ist gleichermaßen geschickt und klug. Die Autorin vermeidet damit die auktoriale Perspektive und bringt zugleich Nähe zu den Figuren. Rains Wandel von einer energischen, selbstbewussten Ghosts zu einer Prinzessin, die sich allerhand gefallen lässt, ist hingegen unglaubwürdig, nicht authentisch.
Hingegen ist die Aufteilung der Perspektiven für zwei SprecherInnen ein gelungener Schachzug. Sowohl Lea Fleck als auch Julian Horeyseck meistern ihre Rollen mit Bravour.
Caroline Brinkmann: Die Perfekten
Storytell 2022
Gesprochen von Lea Fleck und Julian Horeyseck