18. Juni 2021 - Hörbuch Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Rufus steht auf der Brücke, die den Namen des ersten us-amerikanischen Präsidenten trägt. Wie konnte es soweit kommen, dass der begnadete Drummer nur diesen Ort als Ausweg sieht? James Baldwin wagt in „Ein anderes Land“ einen Erklärungsversuch.
Rufus und Leona
Rufus liebt Leona und Leona liebt Rufus. Ganz gleich, ob Rufus aus Harlem kommt, eine dunkle Hautfarbe hat und Leona eine Weiße aus den Südstaaten ist. Rufus ist ein Mann und Leona eine Frau. Nicht mehr, nicht weniger. Das ist klar, wahr und doch unheimlich kompliziert.
Eine bittere Realität, die heute noch unverändert besteht, auch wenn der Roman bereits sechs Jahrzehnte alt ist. So lange Rufus und Leona für sich sind, bestimmt Harmonie ihr Leben. Doch die Außenwelt birgt zu viele (negative) Einflüsse für ihre Liebe. Für Rufus ist das zuviel, weil Rufus bester Freund Vivaldo auch anderer Hautfarbe ist.
Rufus und Vivaldo
Vivaldo und Rufus sind beste Freunde. Ganz unabhängig von Hautfarbe und Herkunft. Es ist eine Freundschaft, die selbst Handlungen verträgt, die man als Verrat bezeichnen könnte.
Kompliziert wird es immer dann, wenn Rufus sich und Vivaldo durch die Augen der Öffentlichkeit, durch die Augen Dritter sieht und die Unterschiede, die es ja eigentlich gar nicht gibt aber dennoch gemacht werden, wahrnimmt. Bereits hier wird deutlich, dass dieser Roman keine Chance auf ein Happy End haben kann.
Wunderbarer Christian Brückner
Gelesen wird das Hörbuch von Christian Brückner, dessen leicht rauchige, weiche Stimme wunderbar die klare Sprache des Romans kontrastiert. Die Dramatik des Buches wird der Hörerin und dem Hörer auf diese Weise zugleich ein Stück entrückt, was dem Hörbuch zum Vorteil gereicht. Es lässt uns die Situation mit dem notwendigen Abstand betrachten und uns die erforderlichen Schlüsse ziehen. „Ein anderes Land“ ist ein Hörbuch mit aktueller Thematik, spannender Unterhaltung und wundervoller Umsetzung. Hörenswert!
Das Hörbuch direkt beim Verlag.
James Baldwin: Ein anderes Land
Argon Verlag 2021
Aus dem Amerikanischen von Miriam Mandelkow
Gelesen von Christian Brückner
17 Stunden, 54 Minuten, Hörbuch