Zehn Tage russischer Arrest können die Fantasie beflügeln. Kira Jarmysch berichtet davon in ihrem Debütroman „DAFUQ“. Gesprochen wird das Hörspiel von der wunderbaren Jana Kozewa.

Von der Demo in den Arrest

Es beginnt wie man es sich vorstellt: Demonstrantinnen und Demonstranten gegen die Korruption in Russland kommen direkt über die Polizeistation in den Arrest. Anja Romanowa, so lautet das Urteil, soll die nicht genehmigte Demonstration mit organisiert haben. Dabei hat sie den Aufruf nur über Social Media weitergeleitet.

Zehn Tage Arrest ist eine Art Pauschalstrafe in Russland, scheint es. Die fünf Mitinsassinnen von Anja haben sich diese Strafe eingehandelt. Vorwiegend wegen Fahrens ohne Führerschein. Anja trifft fünf junge Frauen.

Zeit zur Reflektion

Maja, an Po und Brust operiert, verdient ihren Lebensunterhalt durch eine Art Prostitution wie auch Irka, die zahnlos, sich nur etliche Gesellschaftsebenen tiefer verkauft. Natascha war schon im Gefängnis, Diana, die Kubanerin, ist zum dritten Mal verheiratet und Katja ist immer mies gelaunt.

Während sich die anderen Frauen die Zeit im Arrest auf ihre Art zu vertreiben suchen, übt sich Anja in Selbstreflexion. Sie denkt an ihre verkorkste Jugend, an das Dreiecksverhältnis mit Sascha und Sonja und ihren gescheiterten Berufsbeginn zurück.

Zwischen Willkür und Recht

Das Leben im Arrest ist eine sonderbare Mischung zwischen Willkür und pedantischer Ausübung der Vorschriften. Es ist, als wäre der ganze Arrest auf der Suche nach dem richtigen Weg.

Wie auch Anja. Sie scheint in der Zelle schizophren zu werden, hat Wahnvorstellungen. Am Ende glaubt sie gar, sie und die anderen Frauen könnten Schicksale beeinflussen.

Nüchtern erzählt, stark gesprochen

Vorgetragen wird die Handlung im Hörbuch von Jana Kozewa. Sie weiß die fast nüchterne Sprache der Autorin hervorragend darzustellen. Kira Jarmysch gelungenes Debüt gewinnt durch den überzeugenden Vortrag von Kozewa noch an Ausdrucksstärke.

Kira Jarmysch: DAFUQ

Argon Verlag 2021

Gesprochen von Jana Kozewa