12. März 2023 - Hörbuch Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Südstaaten-Romatik und neuzeitlicher Urban-Rassismus: Wie diese Ingredienzien zusammenpassen hält Amina Eisner in der Prissy-Edition von „Vom Winde verweht“ parat. Regie führte Jörg Schlüter.
Klassisch modern
Mit „Vom Winde verweht“ hat Margaret Mitchell sicher eines der bekanntesten Literaturwerke geschaffen. Unvergessen sicher auch die Verfilmung des Romans. Nicht grundlos gilt der Roman (und mehr noch der Film) als Inbegriff tragischer Romantik.
Dem Thema aus neuer Perspektive angenommen haben sich Amina Eisner & Jörg Schlüter. Sie betrachten die Handlung nicht nur aus der Sicht von Pritty, einer der Bediensteten von Scarlett O`Hara, sondern ergänzen die Handlung um einen neuen Strang. Protagonistin dieses Handlungsstrangs ist eine Nachkommin von Prissy, die sich in Berlin aufhält.
Rassismus gestern und heute
Und diese Nachkommin ehemaliger Südstaaten-Sklaverei sieht sich rassistischen Angriffen und Beleidigungen ausgesetzt. Auf diese Weise üben Autorin und Regissuer gleich zweifach Kritik an „Vom Winde verweht“.
Wir sehen zunächst, dass in diesem Epos die Skalverei romantisiert und verweichlicht wird. Klischeehaft falsch werden die Lebensbedingungen der POC jener Zeit dargestellt. Die Verlegung der Perspektive auf Prissy ist ein erster Schritt in eine Richtigstellung.
Schuld
Und es ist auch dieser falschen Darstellung der Wirklichkeit (mit) zu verdanken, dass Rassismus auch in unserer Welt ein Thema ist. Dass auch die Nachkommen von Prissy, mehr als 160 Jahre nach der Handlungszeit von „Vom Winde verweht“, unter diesem gesellschaftlichen Verbrechen zu leiden haben.
Vorgetragen wird das Hörbuch von einem ganzen Ensemble an Sprecherinnen und Sprecher. Das ist so erfreulich wie der abrupte Wechsel zwischen den Handlungssträngen unerfreulich ist. Das „Herausreißen“ aus den Geschichten mag zwar gewollt sein, doch ist es dem Hörgenuss wenig zuträglich.
Margaret Mitchell & Amina Eisner: Vom Winde verweht – die Prissy Edition
Regie Jörg Schlüter
Gesprochen von Lisa Hrdina, Camill Jammal, Michael Rotschopf, Kathleen Morgenmeyer, Swetlana Schönfeld, Martin Engler, Pierre Sanoussi-Bliss
Der Hörverlag 2022