27. März 2022 - Hörbuch Rezension (Werbung Rezensionsexemplar)
Wenn man fast alles verliert, ist einem das übrig gebliebene umso mehr wert. Matt Haig lässt diese These in „Der fürsorgliche Mr Cave“ zur Obsession werden. Ausgezeichnet vorgetragen von Mark Waschke.
Die Ausgangslage
Terence Cave ist Antiquitätenhändler und sein Leben hätte ruhig, gemütlich und entspannt sein können. Doch ist es gekennzeichnet von Verlust. Die Mutter nahm sich das Leben durch Freitod. Der Sohn Reuben starb bei einer Mutprobe und die Frau von Mr Cave kam bei einem Raubüberfall ums Leben.
Terence Cave hat jetzt „nur“ noch Bryony. Seine Tochter. 15 Jahre alt und mitten in der Pubertät. Cave schwört, sie mit allen Mitteln zu beschützen und nimmt dies wörtlich.
Von Liebe zur Obsession
Sein Hauptaugenmerk gilt den Jungs. Sie scheinen ihm das Böse schlechthin, jedenfalls für seine Tochter. Ihre Taten, die vornehmlich in seiner Fantasie stattfinden, veranlassen ihn zu skurrilen Handlungen. Seine Tochter hält ihn derweil für einen Faschisten.
Cave belauscht Bryony, sperrt sie ein und hegt dennoch, wenngleich aus seiner Sicht, nur die besten, die fürsorglichsten Absichten für seine Tochter. Haig treibt die Vatergefühle hier auf die Spitze und dennoch werden sich viele Väter (und Mütter) hier wiederfinden.
Melancholie hat immer eine Spur Heiterkeit
Das Hörbuch wird mit jeder Minute bedrückender und es wird schnell deutlich, dass es auf eine Katastrophe zueilt. Dennoch bleibt viel Raum für witzige Situationen, die zeigen, dass es sich hier um ein fiktionales Werk handelt und nicht um einen Tatsachenbericht. Gleichwohl ist die Verbindung zur Realität meisterhaft gewebt.
Vorgetragen wird das Hörbuch von Mark Waschke, der hörbar Spaß an der Geschichte hat. Ihm gelingt der leicht britische Ton, das Angedeutete, das Nichtgesagte, ausgezeichnet. So und nicht anders hätte der fürsorgliche Mr Cave in Wirklichkeit gesprochen.
Matt Haig: Der fürsorgliche Mr Cave
Gesprochen von Mark Waschke
Argon Verlag 2022